Angststörung Symptome

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Aktualisiert am 14. Januar 2025

 

Symptome im Überblick

  • Angststörungssymptome lassen sich gerade zu Beginn schwer einordnen
  • psychische Symptome: u. a. starke Angst, Unwohlsein, Unwirklichkeitsgefühle
  • körperliche Symptome: u. a. Herzrasen, Schweißausbrüche, Atemnot, Muskelverspannungen
  • die Symptome der Störung können die Lebensqualität stark einschränken

Angststörungen – weit verbreitet und verheimlicht

 

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. EU-weit leiden innerhalb eines Jahres etwa 61,5 Millionen Menschen (14 %) unter einer Angsterkrankung.1 Die Symptome können so belastend sein, dass es für Betroffene kaum noch möglich ist, ein normales Leben zu führen. Umso wichtiger ist es, schon die ersten Anzeichen einer Angststörung ernst zu nehmen und sich frühzeitig Hilfe zu holen.

Wer ist von Angststörungen betroffen?

Angst ist ein natürliches Gefühl, das für den Menschen überlebenswichtig ist. Irrationale Angst kann sich dagegen zu einer belastenden psychischen Erkrankung entwickeln, die theoretisch jeden treffen kann. Statistiken zeigen: Etwa 9 Prozent der erwachsenen Männer und 21 Prozent der erwachsenen Frauen leiden innerhalb eines Jahres unter einer Angststörung.2 Aufzeichnungen von Krankenkassen zeigen, dass die Zahl der Diagnosen in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat.3

Welche Symptome treten bei einer Angststörung auf?

Die typischen Symptome einer Angststörung lassen sich in körperliche und psychische Symptome unterteilen. Die genaue Ausprägung der einzelnen Beschwerden kann individuell variieren. Was jedoch immer vorliegt, ist ein intensives Gefühl der Angst. Dieses scheint die Betroffenen während einer Angst- oder Panikattacke vollkommen zu beherrschen. Sie fühlen sich ihm hilflos ausgeliefert. Selbst wenn sie wissen, dass objektiv keine Gefahr besteht, können sie die Angst nicht kontrollieren.

Welche zusätzlichen Symptome können bei Angststörungen auftreten?

Auch wenn allen Formen der Angststörung das intensive Gefühl der Angst gemeinsam ist, können sich begleitende Symptome unterscheiden. Häufig lassen sich diese auf begleitende Erkrankungen zurückführen. So besteht zum Beispiel bei Menschen mit einer Agoraphobie oder einer Panikstörung ein erhöhtes Risiko für weitere psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, somatoforme Erkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder Zwangsstörungen.4

Was sind erste Anzeichen einer Angststörung?

Die ersten Symptome der Angststörung sind oft diffus: Betroffene fühlen sich in bestimmten Situationen unwohl, verspüren vielleicht leichtes Herzklopfen oder bekommen feuchte Hände. Dies kann bis zu einem gewissen Grad ganz normal sein und muss nicht unbedingt auf eine pathologische Störung hinweisen. Wenn sich die Situationen, in denen Angst gemeinsam mit körperlich und psychisch belastenden Symptomen auftritt, jedoch häufen, können diese Anzeichen auf eine generalisierte Angststörung, Phobie oder andere Angststörungen hindeuten.

Wie beeinflussen die Symptome einer Angststörung den Alltag?

Wer von wiederkehrenden Panikattacken heimgesucht wird, gerät zunehmend unter Leidensdruck. Während Betroffene den angstauslösenden Reizen bei spezifischen Phobien noch recht einfach aus dem Weg gehen können, sehen sich Menschen mit generalisierter Angststörung oder sozialer Phobie häufig großen Schwierigkeiten gegenüber.

Gesundheitliche Probleme

Bei einer Angststörung können die Symptome langfristig dazu führen, dass sich Folgeerkrankungen ausbilden. Insbesondere Depressionen, aber auch Zwangsstörungen und Suchterkrankungen sind keine Seltenheit. Rauschmittel werden missbraucht, um die Angst zu dämpfen oder zu vergessen. Langfristig kann Alkohol aber nicht nur eine Abhängigkeit auslösen, sondern die Angst sogar noch verstärken.

Berufliche und soziale Probleme

Panikattacken können verhindern, dass Betroffene bestimmte Berufe ausüben können. Darüber hinaus können die Symptome einer Angststörung zu Problemen am Arbeitsplatz führen. Im schlimmsten Fall drohen Jobverlust und Arbeitslosigkeit. Weil Betroffene angstauslösende Situationen zunehmend vermeiden, ziehen sie sich sozial immer stärker zurück.

Angst vor der Angst

Viele Menschen mit einer Angststörung, die Vermeidungsstrategien entwickeln, bilden einen regelrechten Zwang aus. Das Vermeidungsverhalten kann dazu führen, dass eine Angst vor der Angst entsteht. Diese wird auch als Erwartungsangst bezeichnet und kann zu weiteren gravierenden Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Wann sollte man mit seinen Symptomen zum Arzt gehen und zu welchem?

In bestimmten Situationen ist es ganz normal, Angst zu haben. Körperliche Reaktionen wie Herzrasen und Angstgefühle sind in potenziell gefährlichen Situationen sogar überlebenswichtig. Wenn Betroffene jedoch das Gefühl haben, die Kontrolle über die Angst zu verlieren, und bemerken, dass die Furcht auch in eigentlich ungefährlichen Situationen auftritt, wird es Zeit, einen Arzt zu konsultieren. Hier kann der Hausarzt ebenso Ansprechpartner sein wie ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder Ärzte für Psychosomatische Medizin.

Hilfe bei Angststörungssymptomen finden

Angststörungssymptome sind zwar extrem belastend, lassen sich aber gut behandeln. Für Patienten mit Angststörungen gibt es zahlreiche Anlaufstellen und Beratungsangebote, bei denen sie weiterführende Informationen zu Angsterkrankungen und einer Therapie erhalten können. Neben dem eigenen Hausarzt und Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie kommen folgende Ansprechpartner in Frage:

Online-Beratung Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene

Jugend Notmail (bis 19 Jahre)

bke-Jugendberatung (14 bis 21 Jahre)

B2gether (16 bis 25 Jahre)

Häufige Fragen zum Thema: Symptome bei Angststörung

Neben Gefühlen der Angst löst eine Angststörung körperliche Symptome aus. Tritt beides losgelöst von einer tatsächlichen Bedrohung auf, besteht die Möglichkeit, dass eine Angsterkrankung vorliegt. Wer zum Beispiel regelmäßig und ohne erkennbaren Grund von Panik überrollt wird oder Beklemmungen, Schweißausbrüche und Herzrasen beim Gedanken bekommt, mit einem Fahrstuhl zu fahren, in ein Flugzeug zu steigen, sich Situationen mit vielen Menschen auszusetzen etc., sollte gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen.

Angststörungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben und individuelle Verlaufsformen annehmen. Manchmal beginnt die Krankheit mit einer einzelnen Panikattacke, die später häufiger auftritt. In anderen Fällen bestand mit Blick auf bestimmte Auslöser vielleicht schon immer ein leichtes Unbehagen (zum Beispiel Sprechen vor einer Gruppe), welches sich irgendwann zu einer Angst entwickelt, die wiederum in einer sozialen Phobie mündet.

Soziale und spezifische Phobien kommen in der Allgemeinbevölkerung am häufigsten vor. Doch nicht immer leiden die Betroffenen so stark unter der Angst, dass sie hierfür ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Im klinischen Setting, also bei Patienten, die sich behandeln lassen, überwiegen Panikstörungen und Agoraphobie.5 Es ist davon auszugehen, dass die Beschwerden bei diesen Krankheitsbildern derart belastend sind, dass Betroffene eher Hilfe suchen.

Ständige Angst ist eine Dauerbelastung für den Körper. Das Nervensystem steht kontinuierlich unter Stress, was sich anhand verschiedener Symptome äußert. Dies kann langfristig Konsequenzen haben: Schlafstörungen, Erschöpfungszustände und Konzentrationsschwierigkeiten sind nur einige der potenziellen Folgen. Auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System sind möglich: So kann zum Beispiel die Entstehung von Bluthochdruck im Zusammenhang mit Angststörungen stehen.6

In den meisten Fällen geht man davon aus, dass pathologische Angst bzw. Angsterkrankungen nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen sind. Stattdessen wirken meist verschiedene Faktoren zusammen. Als typische Risikofaktoren gelten schwere traumatische Belastungen (zum Beispiel in der Kindheit) oder Stress. Ursache können aber auch andere Erkrankungen sowie Alkohol- und Drogenmissbrauch sein. Wird die Krankheit medizinisch-therapeutisch behandelt, werden im Rahmen der Therapie auch individuelle Ursachen identifiziert.

Theoretisch kann eine Angststörung von allein wieder verschwinden. In den meisten Fällen bekommen Betroffene die ständige Furcht jedoch nur mithilfe einer professionellen Therapie in den Griff. Je nach Schweregrad genügt eine ambulante Psychotherapie, manchmal ist der Aufenthalt in einer Klinik ratsam. Medikamente können helfen, die Angststörungssymptome zu lindern. Allerdings wirken sie nicht ursächlich, weshalb eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie sinnvoll ist.

Je nach individueller Diagnose haben sich bei der Behandlung von Angststörungen sowohl Medikamente als auch Psychotherapie bewährt. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie hilft vielen Patienten dabei, die pathologische Angst zu überwinden.7 Medikamente wirken vornehmlich gegen die Angststörungssymptome, können die Erkrankung als solche aber nicht auflösen. Deshalb werden sie in erster Linie ergänzend zu einer Psychotherapie eingesetzt.

Eine häufige Reaktion auf Angstattacken ist, den angstauslösenden Reiz so gut es geht zu vermeiden. Das ist bei Flugreisen oder Fahrstuhlfahrten oft ohne weiteres möglich, entwickelt sich bei sozialer Phobie oder genereller Angststörung jedoch schnell zum Problem. Zudem gilt: Wer Angst vermeidet, riskiert, dass sich diese zusätzlich festigt. Darüber hinaus entsteht eine weitere Abwärtsspirale, bei der die Angst vor der Angst im Mittelpunkt steht.

 

1 Domschke K. „Update Angsterkrankungen – aktueller Stand und neue Entwicklungen“ [Update on anxiety disorders-current state and new developments]. Nervenarzt. 2021 May; 92(5):415-416. German. doi: 10.1007/s00115-020-01042-4. Epub 2021 Apr 30. PMID: 33929580; PMCID: PMC8085641, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8085641/ (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

2 Stiftung Gesundheitswissen. „Angststörung“, 09.10.2019, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/angststoerung/hintergrund (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

3 IKK e.V. „Immer mehr Menschen mit Angststörungen“, https://www.ikkev.de/presse/meldungen-aus-den-ikken/details/immer-mehr-menschen-mit-angststoerungen (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

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