ADHS-Erwachsene Symptome

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Aktualisiert am 11. April 2025

 

 

  • Kernsymptome: Störung von Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und motorischer Aktivität.
  • Nebensymptome: Beziehungsprobleme, emotionale Instabilität, Stressanfälligkeit, Desorganisation, geringer Selbstwert.
  • Frauen internalisieren ADHS-bedingte Schwierigkeiten oft und werden häufig fehldiagnostiziert.
  • Unbehandelt können Symptome schwerwiegende Folgeerkrankungen auslösen, zusätzlich drohen berufliche und soziale Konflikte.

ADHS-Symptome bestehen oft auch im Erwachsenenalter

 

ADHS ist eine Erkrankung, die häufig mit Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht wird. Tatsächlich leiden etwa 2 bis 6 Prozent aller Kinder unter der Störung.1 Und häufig bleiben die typischen Symptome von ADHS bei Erwachsenen bestehen: Konzentrationsschwierigkeiten, Desorganisiertheit, Gefühle der inneren Unruhe – all das kann so belastend werden, dass sich Folgeerkrankungen ausbilden. Zum Glück gibt es adäquate Behandlungsmethoden.

Wie häufig tritt ADHS im Erwachsenenalter auf?

Im Zusammenhang mit ADHS bei Erwachsenen ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Medizin und Forschung haben die Störung über viele Jahre hinweg überwiegend als „Kinderkrankheit“ betrachtet. Wie häufig ADHS im Erwachsenenalter auftritt und welche Beschwerden sie auslöst, wird erst seit wenigen Jahren genauer untersucht. Neue Metaanalysen zeigen, dass gut 3 Prozent aller Erwachsenen weltweit von der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung betroffen sind.2

Was sind die ersten Anzeichen?

Das Beschwerdebild der neurologischen Störung kann sich im Laufe des Lebens verändern: Bei ADHS-Erwachsenen sind Symptome oft etwas anders gelagert als bei Kindern. Insbesondere die motorische Störung tritt häufig in den Hintergrund. Darüber hinaus kann die ADHS bei Erwachsenen phasenweise verlaufen: Viele Betroffene passen ihre Lebensumstände unbewusst an, sodass die Beschwerden als weniger belastend wahrgenommen werden. Eine Veränderung der Lebensumstände kann dann zu einem Aufflammen der Symptomatik führen. Erste Anzeichen können folgende Beschwerden sein:

  • schlechte Konzentrationsfähigkeit
  • innere Unruhe
  • Schwierigkeiten beim Einhalten von Terminen
  • häufiges Verlegen von Gegenständen
  • Ungeduld und geringe Frustrationsschwelle

Welche Symptome treten bei Erwachsenen mit ADHS auf?

ADHS ist bei Erwachsenen durch drei Hauptsymptome gekennzeichnet und kann darüber hinaus einige zusätzliche Probleme verursachen. Da die Bandbreite der Beschwerden groß ist und individuelle Ausprägungen möglich sind, erfordert eine korrekte Diagnose Zeit und Erfahrung.

Welche Unterschiede gibt es bei Frauen und Männern?

Tendenziell wird ADHS bei erwachsenen Männern häufiger diagnostiziert als bei Frauen. Das liegt aber nicht unbedingt daran, dass Männer öfter betroffen sind – bei vielen Frauen liegt in der Regel eine weniger auffällige Symptomatik vor. Studien zufolge fallen Männer eher mit externalisierendem Verhalten auf. Sie verhalten sich zum Beispiel laut und aggressiv, können sich nur schwer an Regeln halten. Frauen mit ADHS werden hingegen eher als „verträumt“ und etwas „chaotisch“ wahrgenommen. Nicht selten erhalten sie Fehldiagnosen und werden beispielsweise wegen Depressionen behandelt, obwohl eigentlich ADHS vorliegt.3

Wie beeinflussen die Symptome den Alltag von Erwachsenen mit ADHS?

Wenn ADHS im Erwachsenenalter besteht, können die Symptome praktisch alle Lebensbereiche beeinflussen. Das kann insbesondere dann schwierig sein, wenn noch keine Diagnose vorliegt und die Betroffenen sich ihre alltäglichen Probleme daher nicht erklären können.

Berufsleben

Unaufmerksamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Impulsivität und Probleme bei der Zusammenarbeit mit anderen – all das kann zu Komplikationen im Berufsleben führen. Menschen mit der Diagnose ADHS haben oft Schwierigkeiten, sich im Job zu behaupten. Sie wechseln häufig den Arbeitsplatz und sind nicht selten auch mal über längere Zeit hinweg arbeitslos.

Sozialleben

Unpünktlichkeit, Impulsivität, Unaufmerksamkeit und das Nichteinhalten von Vereinbarungen verursachen auch in privaten Beziehungen oft Schwierigkeiten. Konflikte mit Freunden, der Familie und dem Partner stehen für viele ADHS-Betroffene auf der Tagesordnung. Auch beim Thema Sexualität können Probleme auftauchen. Studien zufolge tendieren Frauen mit der Erkrankung häufiger zu riskantem Sexualverhalten, waren unzufriedener mit ihren Partnern und neigten zur Untreue.4

Positive Auswirkungen

Mitunter werden erwachsene Menschen mit ADHS als kreativer und freier wahrgenommen. Da sie zu impulsivem Handeln neigen, scheinen sie weniger auf Zwänge und Konventionen fokussiert zu sein. Wenn sie sich für eine Sache begeistern, können sie voll und ganz in einer Aufgabe aufgehen. Diese positive Bewertung findet jedoch meist von außen statt. Für die Betroffenen selbst überwiegen meist die negativen Folgen.

Was passiert, wenn ADHS-Symptome im Erwachsenenalter nicht behandelt werden?

Die Konsequenzen einer nicht adäquaten Behandlung von ADHS bei Erwachsenen lassen sich nicht pauschal vorhersagen. Viele ADHS-Patienten sind auch ohne Diagnose und Behandlung stabil, sozial gut eingebunden und gehen einem festen Beruf nach. Grundsätzlich besteht jedoch ein hohes Risiko für das Auftreten von psychischen, beruflichen und sozialen Problemen.

Gesundheitliche Probleme

Ein riskantes Sexualverhalten erhöht die Gefahr für sexuell übertragbare Krankheiten. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere bei Frauen mit ADHS bzw. ADS Komorbiditäten wie Essstörungen gehäuft vorkommen.5 Darüber hinaus neigen sowohl Männer als auch Frauen mit unbehandelter ADHS zum Substanzmittelmissbrauch. Es drohen Abhängigkeitserkrankungen.

Berufliche Probleme

Aufmerksamkeitsdefizite, Hyperaktivität und Schwierigkeiten, sich an Strukturen und Regeln am Arbeitsplatz anzupassen, können zu Problemen führen. Sind diese besonders ausgeprägt, drohen Jobverlust und Arbeitslosigkeit.

Soziale Probleme

Eine ausgeprägte ADHS, die aufgrund einer fehlenden Diagnose nicht behandelt wird, kann zu ernstzunehmenden Problemen im Sozialleben und zu Konflikten in Beziehungen führen bis hin zur vollständigen sozialen Isolation.

Wann sollten Erwachsene mit Symptomen zum Arzt gehen und zu welchem?

Weil bei ADHS-Erwachsenen die Symptome derart unterschiedlich ausfallen können, gibt es keinen definierten Zeitpunkt, zu dem sie das Gespräch mit einem Arzt suchen sollten. Sobald sie jedoch merken, dass Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsprobleme oder Impulsivität überhandnehmen bzw. als belastend empfunden werden, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Der Hausarzt ist meist der erste Ansprechpartner. Neben einem ersten Gespräch kann er auch erforderliche körperliche Untersuchungen durchführen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie können weiterhelfen.

Hilfe für Erwachsene mit ADHS-Symptomen

Wer feststellt, dass die hier aufgeführten Symptome über einen längeren Zeitraum auf ihn zutreffen, sollte sich in erster Instanz an seinen Hausarzt wenden. Dieser kann bei Bedarf zur weiteren Diagnostik an einen Facharzt überweisen. Hier können von ADHS Betroffene Hilfe finden:

Fachärzte für Psychiatrie, Neurologie und psychosomatische Medizin

Psychologische Psychotherapeuten

Spezialisierte Kliniken für ADHS und Sucht

Selbsthilfegruppen Online-Selbsthilfegruppen

Telefonberatung des ADHS Deutschland e. V.

Spezifische Vereine

Häufige Fragen zum Thema „ADHS-Erwachsene Symptome“

Genauso wie Kinder und Jugendliche profitieren auch Erwachsene mit ADHS von festen Strukturen und Vorgaben. Teilweise können sie sich in diese so gut einpassen, dass sie kaum oder gar nicht unter Beschwerden leiden. Stress und starke Veränderungen der Lebensumstände können ADHS verschlimmern, ebenso mangelnde Bewegung. Wenn sich Betroffene nicht bewegen oder keinen Sport treiben, um zum Beispiel Hyperaktivität zu kompensieren, können sich negative Gefühle verstärken.

Die Therapie wird individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt. Für viele Betroffene hat sich eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie bewährt. Je eher die Therapie einsetzt, umso besser sind meist die Behandlungserfolge. Darüber hinaus kann ein früher Behandlungsbeginn auch das Risiko für psychische Folgeerkrankungen senken. Für eine adäquate Therapie muss die Störung zunächst korrekt diagnostiziert werden.

Tritt ADHS im Kindesalter auf, können sich die Symptome noch zurückbilden. Bei Erwachsenen ist das eher selten. Wahrscheinlicher ist, dass die Beschwerden immer mehr Raum einnehmen und zusätzlich Folgeerkrankungen wie Depressionen auftreten. Deshalb sollte bei Verdacht auf ADHS bzw. ADS immer ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene.

1 Bundesministerium für Gesundheit „Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“, Stand: 01. August 2024, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/kindergesundheit/aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

2 Ayano, Getinet et al. „Prevalence of attention deficit hyperactivity disorder in adults: Umbrella review of evidence generated across the globe”, In: Psychiatry Research, Volume 328, Oktober 2023, 115449, https://doi.org/10.1016/j.psychres.2023.115449https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0165178123003992 (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

3 Quinn PO. “Attention-deficit/hyperactivity disorder and its comorbidities in women and girls: an evolving picture”. Curr Psychiatry Rep. 2008 Oct;10(5):419-23. doi: 10.1007/s11920-008-0067-5. PMID: 18803916, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18803916/ (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

4 Young S, Klassen LJ, Reitmeier SD, Matheson JD, Gudjonsson GH. “Let’s Talk about Sex… and ADHD: Findings from an Anonymous Online Survey”. Int J Environ Res Public Health. 2023 Jan 22;20(3):2037. doi: 10.3390/ijerph20032037. PMID: 36767401; PMCID: PMC9915044, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9915044/ (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

5 Stollhoff, K. „Dem Zusammenhang zwischen ADHS und Essstörungen auf der Spur“. Pädiatrie 31, 14 (2019). https://doi.org/10.1007/s15014-019-1807-1, https://link.springer.com/article/10.1007/s15014-019-1807-1  (Datum des Zugriffs: 08.10.2024)

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