Chronische Rückenschmerzen Psyche

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Aktualisiert am 28. Januar 2025

 

  • Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Schmerzen.
  • Nicht immer sind körperliche Ursachen schuld – oft verursacht die Psyche die Störung.
  • Die Behandlung erfolgt mithilfe von Entspannungstraining, Psychotherapie, Physiotherapie uvm.
  • Je nach Schwere kann der Aufenthalt in einer Klinik oder eine Rehabilitation sinnvoll sein.
  • Mögliche Schmerzursachen sollten immer medizinisch abgeklärt werden.

Wenn die Seele leidet und der Rücken schmerzt

Körperliche und psychische Gesundheit sind eng miteinander verknüpft. Rückenschmerzen sind ein vielen Menschen bekanntes Phänomen. Deutschlandweit litten im Jahr 2022 knapp 33 Prozent der Bevölkerung unter Rückenschmerzen. Interessanterweise treten Rückenschmerzen häufiger in Regionen auf, in denen viele Menschen von einer Depression betroffen sind.1 Chronische Rückenschmerzen und die Psyche stehen in vielen Fällen in engem Zusammenhang.

Wie hängen Psyche und Rückenschmerzen zusammen?

Wenn es um den Zusammenhang von chronischen Rückenschmerzen und der Psyche geht, glauben viele Menschen, dass es sich um „eingebildete“ Schmerzen handelt. Schließlich gibt es für die Schmerzen oft keine bzw. keine hinreichende organische Erklärung. Die Medizin wiederum weiß längst, dass körperliche, seelische und soziale Faktoren an der Entstehung von Beschwerden beteiligt sein können. Das gilt insbesondere für chronische Schmerzen.

Wer ist von psychosomatischen Rückenschmerzen betroffen?

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes gesundheitliches Problem, von dem Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Studien zeigen, dass die Häufigkeit mit zunehmendem Alter steigt.4 Zudem belegen Erhebungen, dass Menschen mit psychischen Vorerkrankungen ein höheres Risiko für anhaltende Rückenschmerzen haben.5 Wie viele Menschen genau unter psychosomatischen Rückenschmerzen leiden, lässt sich nur schätzen. Die Medizin geht jedoch von hohen Fallzahlen aus.

Welche Ursachen gibt es für chronische Rückenschmerzen durch die Psyche?

Es gibt meist keinen einzelnen Auslöser für Rückenschmerzen durch die Psyche. Vielmehr können verschiedene Faktoren zusammenspielen. Typische Risikofaktoren sind:

  • privater und/oder beruflicher Stress
  • Schlafprobleme
  • psychische Erkrankungen wie Depressionen
  • finanzielle Sorgen
  • Selbstzweifel bzw. ein geringes Selbstwertgefühl

Wie werden psychische Rückenschmerzen diagnostiziert?

Eine gesicherte Diagnose für psychische Rückenschmerzen zu stellen, ist nicht einfach. Zunächst erfolgt die klassische Befunderhebung, bei der körperliche Ursachen im Mittelpunkt stehen. Bleiben die Beschwerden trotz bewährter Maßnahmen, wie beispielsweise Physiotherapie, bestehen und lassen sich gleichzeitig keine organischen Ursachen feststellen, kann eine psychosomatische Erkrankung vermutet werden.

Für eine differenzierte Diagnose ist eine ausführliche Anamnese erforderlich. Dabei fragt der Arzt nicht nur, wo und wie stark die Schmerzen auftreten, sondern auch, ob bestimmte Situationen die Schmerzen verstärken. Es kann hilfreich sein, wenn Patienten genau dokumentieren, wann die Beschwerden besonders stark sind oder verstärkt auftreten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei anhaltenden psychisch bedingten Rückenbeschwerden?

Wenn Rückenschmerzen mit der Psyche in Verbindung stehen, muss auch eine angepasste Behandlung erfolgen. Anstelle von Medikamenten kommen unter anderem Psychotherapie, Bewegungs- und Entspannungstherapie zum Einsatz. Ganzheitliche Ansätze im Sinne der multimodalen Schmerztherapie haben sich bewährt. Bei entsprechender Diagnose kann eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR-Reha) die Therapie von Schmerzen unterstützen.

Wie kann man Rückenschmerzen durch die Psyche vorbeugen?

Nacken und Rücken zu entlasten und falsche Belastungen zu vermeiden, kann helfen, psychisch bedingte Rückenschmerzen zu lindern bzw. ihnen vorzubeugen. Zudem sollte der eigenen seelischen Verfassung ausreichend Beachtung geschenkt werden. Hilfreiche Maßnahmen sind:

Aktiver Stressabbau bzw. gesundes Stressmanagement

Ausreichend körperliche Bewegung und Aktivität

Entspannungstechniken und Achtsamkeitstraining

Übergewicht verringern

Gesunde Ernährung

Hilfe bei psychischen Rückenschmerzen finden

Die erste und wichtigste Anlaufstelle bei allen Arten von Rückenschmerzen ist der Hausarzt. Er kann nicht nur über den Zusammenhang zwischen psychischen Faktoren und Schmerzempfinden aufklären, sondern auch erste erforderliche Untersuchungen durchführen. Darüber hinaus kann er zur weiteren Therapie an entsprechende Fachärzte verweisen und eine multimodale Schmerztherapie initiieren.

Häufige Fragen zum Thema „Rückenbeschwerden und Psyche“

Stress und innere Anspannung können zu einer erhöhten Aktivität der Muskulatur und damit zu Verspannungen führen. Mithilfe von Achtsamkeitsübungen, progressiver Muskelentspannung, Yoga oder physiotherapeutischen Übungen können Stress und Anspannung abgebaut sowie Schmerzen durch verspannte Muskeln gelindert werden.

Wenn keine körperlichen Ursachen erkennbar sind, können Rückenbeschwerden mit der Psyche zusammenhängen. Meist entwickeln sich die Schmerzen über einen längeren Zeitraum hinweg und werden allmählich stärker. Zudem können sie in stressigen Situationen zunehmen. Oftmals werden sie von Symptomen wie Trauer oder Angst begleitet. Viele Betroffene reduzieren daraufhin ihre körperliche Aktivität, was durch den Bewegungsmangel die Beschwerden weiter verstärken kann.

Nein. Rückenschmerzen können zwar psychosomatische Ursachen haben, es gibt aber auch viele körperliche Faktoren, die Kreuzschmerzen auslösen können. Dazu gehören beispielsweise Verletzungen der Wirbelsäule, Fehlbelastungen, Bewegungsmangel, Bandscheibenvorfälle, eingeklemmte Nerven oder Osteoporose. Eine ärztliche Abklärung ist daher immer ratsam.

1 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO). Gesundheitsatlas Deutschland.
https://www.gesundheitsatlas-deutschland.de/erkrankung/rueckenschmerzen  (Datum des Zugriffs: 10.12.2024)

2 Oberhofer, E. Katastrophisieren stört die Schmerzmodulation. CME 16, 38 (2019). https://doi.org/10.1007/s11298-019-7073-2https://link.springer.com/article/10.1007/s11298-019-7073-2 (Datum des Zugriffs: 10.12.2024)

3 Rogers AH, Farris SG. A meta-analysis of the associations of elements of the fear-avoidance model of chronic pain with negative affect, depression, anxiety, pain-related disability and pain intensity. Eur J Pain. 2022 Sep;26(8):1611-1635. doi: 10.1002/ejp.1994. Epub 2022 Jul 7. PMID: 35727200; PMCID: PMC9541898, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35727200/ (Datum des Zugriffs: 10.12.2024)

4 Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO). Gesundheitsatlas Deutschland.
https://www.gesundheitsatlas-deutschland.de/erkrankung/rueckenschmerzen . Zugegriffen: 10.12.2024

5 Viana MC, Lim CCW, Garcia Pereira F, Aguilar-Gaxiola S, Alonso J, Bruffaerts R, de Jonge P, Caldas-de-Almeida JM, O’Neill S, Stein DJ, Al-Hamzawi A, Benjet C, Cardoso G, Florescu S, de Girolamo G, Haro JM, Hu C, Kovess-Masfety V, Levinson D, Piazza M, Posada-Villa J, Rabczenko D, Kessler RC, Scott KM. Previous Mental Disorders and Subsequent Onset of Chronic Back or Neck Pain: Findings From 19 Countries. J Pain. 2018 Jan;19(1):99-110. doi: 10.1016/j.jpain.2017.08.011. Epub 2017 Oct 12. Erratum in: J Pain. 2018 Apr;19(4):454. doi: 10.1016/j.jpain.2018.02.001. PMID: 29031785; PMCID: PMC6839827, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6839827/ (Datum des Zugriffs: 10.12.2024)

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