Angststörung

10 Minuten

Aktualisiert am 10. April 2025

  • Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen.
  • Ängste können an konkrete Auslöser gebunden sein oder ohne konkrete Auslöser auftreten.
  • Unbehandelt können sich pathologische Ängste verfestigen, verschlimmern und ausweiten.
  • Folgeerkrankungen wie Depressionen sind möglich.
  • Frühzeitig einsetzende Behandlungen mit Psychotherapie (und Medikamenten) erzielen gute Erfolge.

Angststörung – wenn die Angst krankhaft wird

 

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Rund 21 Prozent aller erwachsenen Frauen und 9 Prozent der erwachsenen Männer in Deutschland sind innerhalb eines Jahres betroffen1. Häufig sind es konkrete Auslöser, die zu Angstattacken führen, manchmal treten diese aber auch scheinbar grundlos auf. Für die Betroffenen stellen sie eine extreme Belastung dar, die zu sozialem Rückzug, Arbeitsunfähigkeit und gravierenden Folgeerkrankungen führen kann.

Welche Arten von Angststörungen gibt es?

Bei pathologischen Angstzuständen wird zwischen zwei Formen unterschieden: Angststörungen mit konkreten Auslösern, die häufig auch als Phobien bezeichnet werden, und Angststörungen ohne konkrete Auslöser.

Wer ist von Angststörungen betroffen?

In der Europäischen Union sind innerhalb eines Jahres insgesamt rund 61,5 Millionen Menschen von einer Angststörung betroffen3. Auswertungen von Versicherungen zeigen, dass die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Frauen sind insgesamt häufiger betroffen als Männer. Soziale Phobien sind vor allem bei Kindern und jungen Menschen verbreitet. Panikstörungen wiederum treten bei Menschen ab 50 Jahren vermehrt auf4.

Wie kann man Angstzuständen vorbeugen?

Ängste gehören zum normalen Leben dazu. Erst wenn die Gefühle außer Kontrolle geraten und die belastenden Symptome überhandnehmen, handelt es sich um eine behandlungsbedürftige Angststörung. Um pathologische Angstzustände zu verhindern, ist es wichtig, angstauslösende Situationen nicht zu vermeiden. Denn dadurch werden die negativen Gefühle meist noch verstärkt. Zudem sollte man sich schnellstmöglich Hilfe holen, ehe die Belastung zu groß wird und Kontrollverluste drohen.

Wie erkennt man eine Angststörung?

Jeder kennt das Gefühl, Angst vor etwas zu haben. Bei einer Angst- oder Panikstörung sind die typischen Symptome jedoch deutlich ausgeprägter. Charakteristische Symptome sind:

  • unrealistische oder übertriebene Befürchtungen/Angstgefühle
  • Herzrasen
  • hektische Atmung oder Atemnot
  • Nervosität
  • Schwindel und/oder Benommenheit
  • Zittern
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schweißausbrüche
  • Konzentrationsschwierigkeiten

Was sind die Ursachen von Angststörungen?

Die Ursachen für das Auftreten von Angst- und Panikattacken sind noch nicht endgültig geklärt. Wie bei vielen psychischen Störungen ist davon auszugehen, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. So wird zum Beispiel vermutet, dass die Angst beim Anblick verschiedener Tierarten durch eine Art erblich weitergegebene Urangst zu erklären ist. Weitere mögliche Ursachen sind5:

  • ungünstige erlernte Reaktions- und Verhaltensmuster
  • einschneidende, traumatische Erlebnisse
  • Stress und Überlastung
  • Ungleichgewicht im Hormon- und Neurotransmitterhaushalt
  • genetische Vorbelastung
  • Einfluss psychoaktiver Substanzen

Wie werden Angststörungen diagnostiziert?

Insbesondere die körperlichen Symptome von Angst- und Panikattacken werden von Betroffenen oft fehlinterpretiert. Sie lassen sich dann zum Beispiel mit Verdacht auf Herz- oder Kreislaufprobleme beim Arzt behandeln. Teilweise dauert es relativ lange, bis die psychische Störung als Ursache aufgedeckt wird.

Individuelles Arzt-Patienten-Gespräch

Im Gespräch erkundigt sich der Arzt ausführlich nach den Beschwerden des Patienten. Dabei erhebt er unter anderem, welche Symptome auftreten, wann sich diese manifestieren und wie lange sie schon bestehen. Hierfür nutzt er gegebenenfalls standardisierte Fragebögen, um herauszufinden, ob das Beschwerdebild einer Angststörung entspricht.

Körperliche Erkrankungen ausschließen

Um körperliche Ursachen auszuschließen, erfolgt eine Reihe körperlicher und labortechnischer Untersuchungen. Schließlich können auch Schilddrüsenfehlfunktionen, Herzerkrankungen oder Nährstoffmangel vergleichbare Symptome auslösen.

Wie wird eine Angststörung behandelt?

Selbst starke Angststörungen lassen sich in der Regel gut behandeln. Nicht immer verschwinden die psychischen und körperlichen Symptome der Patienten ganz, doch vielfach lassen sie sich mit der richtigen Therapie gut in den Griff bekommen. Entscheidend ist dabei, dass die Behandlung so früh wie möglich einsetzt – auch um Folgeerkrankungen zu vermeiden.

Psychotherapie

Psychotherapie ist in der Regel das erste Mittel der Wahl, wenn es um die Behandlung von pathologischen Ängsten geht. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie hat sich hierbei als wirksam erwiesen. Ein wichtiger Bestandteil ist oft die sogenannte Exposition, bei der Betroffene sich gezielt den angstauslösenden Reizen aussetzen, um die Furcht langfristig zu überwinden.

Medikamente

Je nach Ausgangssituation können auch Medikamente als Teil einer Therapie sinnvoll sein. Hier kommen neben Antidepressiva gegebenenfalls auch (pflanzliche) Beruhigungsmittel in Frage. Wichtig zu wissen ist, dass solche Medikamente lediglich die Symptome behandeln. Sie sollten daher idealerweise immer mit einer Psychotherapie kombiniert werden.

Welche langfristigen Auswirkungen haben Angststörungen?

Unbehandelt kann sich eine Angststörung verstärken und ausweiten. Nicht selten ziehen sich Betroffene sozial immer stärker zurück, fehlen bei der Arbeit – es drohen Jobverlust und Isolation. Darüber hinaus besteht ein hohes Risiko für Komorbiditäten – zum Beispiel Depressionen oder Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit.

Wo findet man Hilfe bei Angststörungen?

Die erste medizinische Anlaufstelle beim Verdacht auf eine Angst- oder Panikstörung ist immer der Hausarzt. Dieser kann über die Erkrankung aufklären und gegebenenfalls erste Untersuchungen durchführen, um körperliche Ursachen auszuschließen. Weitere Hilfe finden Betroffene bei folgenden Anlaufstellen:

Online-Beratung Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene

Jugend Notmail (bis 19 Jahre)

bke-Jugendberatung (14 bis 21 Jahre)

B2gether (16 bis 25 Jahre)

Wie kann man mit Angststörungen im Alltag umgehen?

Entspannungstechniken wie Achtsamkeitsübungen oder Sport können dabei helfen, belastende Situationen besser zu bewältigen. Viele Betroffene empfinden es zudem als hilfreich, sich einem Angehörigen oder einem Freund anzuvertrauen. Entscheidend ist, den sozialen Rückzug zu vermeiden, da dies Ängste zusätzlich befeuern und zu einer Ausweitung der Störung führen kann. Keinesfalls sollte man versuchen, Ängste mit Alkohol oder anderen psychoaktiven Rauschmitteln zu bewältigen, da ansonsten die Gefahr besteht, zusätzlich eine Suchterkrankung auszubilden.

Häufige Fragen zum Thema „Angststörungen“

Angststörungen und Depressionen sind unterschiedliche Krankheitsbilder, die jedoch gemeinsam auftreten und einander bedingen können. Angststörungen sind durch starke körperliche Reaktionen und Angstgefühle gekennzeichnet. Bei einer Depression sind Symptome wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Verlust von Freude vorherrschend.

Angststörungen können sich von allein zurückbilden, jedoch ist dies eher die Ausnahme. In der Therapie können Angstpatienten lernen, mit der Furcht umzugehen und so wieder zurück in ein selbstbestimmtes Leben finden. Gute Aussichten haben Betroffene, die möglichst frühzeitig eine Therapie beginnen – bei ihnen kann sogar eine vollständige Symptomfreiheit erreicht werden.

Wie lange eine Therapie bei Angst- und Panikstörungen dauert, lässt sich nicht pauschal festlegen. Viele individuelle Faktoren spielen eine Rolle. Die Therapiedauer sollte individuell mit dem Behandler besprochen werden. In der Regel ist davon auszugehen, dass die Behandlung mehrere Wochen umfasst.

Der wichtigste Schritt aus der Angstspirale besteht darin, sich professionelle Hilfe zu suchen. Hierbei kann der Betroffene unterstützt werden, indem zum Beispiel die Therapeutensuche begleitet wird. Ohnehin ist es oft sinnvoll, Angehörige in die Therapie einzubinden. Entscheidend ist, dass man nicht versucht, den Betroffenen vor seinen Ängsten zu schützen, indem man ihm angstbelastete Aufgaben abnimmt oder Situationen vermeidet. Auch Angehörige können sich zu diesem Thema bei vielen Anlaufstellen beraten lassen.

1 Stiftung Gesundheitswissen „Angststörung“, 09.10.2019, https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/angststoerung/hintergrund (Datum des Zugriffs: 08.08.2024)

2 Hahnfeld M, Ritter P, Sauer C, Weidner K, Noack R. Expositionstherapie bei Panikstörung und Agoraphobie im Kontext bestehender antidepressiver Medikation [Exposure therapy for panic disorder and agoraphobia in the context of existing antidepressive medication]. Nervenarzt. 2023 Sep;94(9):842-848. German. doi: 10.1007/s00115-023-01535-y. Epub 2023 Aug 29. PMID: 37640865; PMCID: PMC10499681, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC10499681/ (Datum des Zugriffs: 08.08.2024)

3 Domschke K. Update Angsterkrankungen – aktueller Stand und neue Entwicklungen [Update on anxiety disorders-current state and new developments]. Nervenarzt. 2021 May;92(5):415-416. German. doi: 10.1007/s00115-020-01042-4. Epub 2021 Apr 30. PMID: 33929580; PMCID: PMC8085641, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8085641/(Datum des Zugriffs: 08.08.2024)

4 IKK e.V. „Immer mehr Menschen mit Angststörungen“, https://www.ikkev.de/presse/meldungen-aus-den-ikken/details/immer-mehr-menschen-mit-angststoerungen (Datum des Zugriffs: 20.08.2024)

5 Neurologen und Psychiater im Netz: „Angsterkrankungen – Ursachen“, https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/angsterkrankungen/ursachen/ (Datum des Zugriffs: 208.08.2024)

 

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