Angststörung Behandlung

10 Minuten

Aktualisiert am 12. Juni 2025

 

 

Behandlungsoptionen im Überblick

  • Angststörungen lassen sich gut und nachhaltig behandeln.
  • Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie.
  • Medikamente können zur Überbrückung bzw. ergänzend zur Psychotherapie sinnvoll sein.
  • Zusätzlich können Achtsamkeits- und Entspannungstrainings unterstützen.
  • Unbehandelt können sich Ängste ausweiten und Folgeerkrankungen begünstigen.

Der Angst begegnen – Angststörung mit Behandlung überwinden

Furcht vor Spinnen, Menschenmassen oder engen Räumen – Angststörungen können vielseitig sein, haben jedoch eines gemeinsam: Sie schränken die Betroffenen extrem ein. Seit Jahren gehören Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen – und die Anzahl der Diagnosen steigt.1 Mit der kognitiven Verhaltenstherapie steht eine bewährte Methode zur Behandlung von Angststörungen zur Verfügung. Je eher die Therapie beginnt, umso schneller können Betroffene wieder angstfrei durchs Leben gehen.

Was ist eine Angststörung?

Eine Angststörung ist eine psychische Erkrankung, bei der übermäßig starke, irrationale Angstgefühle im Fokus stehen. Diese Angstgefühle können eine Reihe belastender körperlicher und psychischer Symptome mit sich bringen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Angststörungen?

Der Schritt zurück in ein angstfreies Leben beginnt mit einer psychotherapeutischen Behandlung. Insbesondere Psychotherapie gilt bei Panikstörungen und Angsterkrankungen als wirksam und effektiv.

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei Angststörung bewährt sich seit vielen Jahren die Behandlung mittels kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) – sie gilt als Goldstandard. Betroffene lernen im Rahmen der Therapie zu verstehen, wie erlernte Denk- und Bewertungsmuster Ängste entstehen lassen und aufrechterhalten können. Im Rahmen einer Exposition (Konfrontation mit Angstauslösern) werden Fehlbewertungen ersetzt. Diese Form der Angststörungstherapie hat sich sowohl in Form von Einzelsitzungen als auch als Gruppentherapie bewährt.

Medikamentöse Behandlung

Medikamente können als Ergänzung zur psychotherapeutischen Behandlung der Angststörung genutzt werden. Daneben dienen Sie auch als Übergangslösung bei verzögertem Therapiebeginn sowie bei sehr schweren Fällen. Zum Einsatz kommen meist Antidepressiva, die nicht nur die Symptome der Angst lindern, sondern gleichzeitig positive Effekte auf begleitende Depressionen haben können. In Ausnahmefällen werden Benzodiazepine (Beruhigungsmittel) verordnet. Diese können auf Dauer jedoch abhängig machen.

Alternative Behandlungen

Aufgrund der überzeugenden Wirksamkeit der Psychotherapie bei Angststörungen als Behandlung fokussiert sich die Forschung in der Medizin aktuell lediglich auf begleitende Therapiemöglichkeiten. In Studien hat sich unter anderem die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) bewährt, die im Vergleich zu einem Antidepressivum nicht weniger wirksam, aber besser verträglich war.2

Wie läuft eine Behandlung bei Angststörungen ab?

Viele Menschen, die unter wiederkehrenden Ängsten leiden, scheuen davor zurück, eine Psychotherapie zu beginnen. Sie fragen sich: Welche Therapie bei Angststörung ist die richtige für mich? Wie läuft der Prozess ab und wie lange dauert die Behandlung? Nachfolgend werden die einzelnen Schritte erklärt.

Wie effektiv ist eine Therapie bei Angststörungen?

Der Großteil aller Patienten kann nach erfolgreich abgeschlossener Angststörungsbehandlung wieder selbstständig und angstfrei durchs Leben gehen. Ein strukturiertes Stressmanagement, sportliche Aktivitäten, gesunde Ernährung und weitere Faktoren können diese Balance zusätzlich unterstützen.

Allerdings gilt: Obwohl die kognitive Verhaltenstherapie bei Angst- und Panikstörung als Behandlung gute Ergebnisse erzielt, können diese nach Therapieende nachlassen. Studien haben herausgefunden, dass ein anhaltender Therapieerfolg durch interne wie durch externe Faktoren mitbestimmt wird. Entscheidend sind also Selbstbild und Selbstwert, aber auch gesellschaftliche und soziale Umstände.3

Kann man eine Angststörung selbst behandeln?

In den meisten Fällen ist es nicht möglich, eine Angststörung selbst zu behandeln. Denn Ursachen und Entstehung krankhafter Ängste sind sehr komplex – bei unzureichender Aufarbeitung können sie sich verfestigen und ausweiten. Dennoch gibt es einige Tipps, mit denen Betroffene angstauslösende Situationen entschärfen und die Gefahr für das Auftreten von Panikattacken verringern können.

  • strukturiertes Stressmanagement, um Überforderung zu vermeiden
  • aktives Entspannungstraining, um Angst und Panik wirksam zu begegnen
  • Routinen und Strukturen im Alltag etablieren, um Unsicherheit zu verringern
  • Sport und körperliche Aktivität als wirksames Mittel gegen Stress
  • gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf

Welche Folgen kann eine unbehandelte Angststörung haben?

Wird eine Angststörung nicht behandelt, kann es passieren, dass zunehmend mehr Situationen krankhafte Ängste auslösen. Nicht selten entwickelt sich dadurch eine Angst vor der Angst. Die Folgen können gravierend sein: Sozialer Rückzug, Schwierigkeiten, den Beruf auszuüben und in der Folge finanzielle Probleme. Neben der sinkenden Lebensqualität drohen schwere Folge- und Begleiterkrankungen: Depressionen, Suchterkrankungen und weitere Störungen bis hin zu suizidalen Gedanken.

Hilfe bei der Behandlung von Angststörungen finden

Ob Agoraphobie, Klaustrophobie oder generalisierte Angststörung – für Patienten mit einer Angsterkrankung gibt es viele Anlaufstellen, bei denen sie ausführlich beraten werden oder direkt eine Behandlung beginnen können. Dazu gehören:

Hausarzt

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

psychologische Beratungsstellen

Telefonseelsorge unter 0800 11101110800 1110222
oder 116 123

psychiatrische Notfallambulanzen

Häufige Fragen zum Thema „Angststörung Behandlung“

Wenn krankhafte Ängste körperliche und psychische Symptome auslösen und die Lebensqualität einschränken, sollten Betroffene sich an einen erfahrenen Therapeuten wenden. Dieser geht gemeinsam mit dem Patienten nicht nur den Ursachen für die Erkrankung auf den Grund, sondern hilft mit gezielten Trainings, angstauslösenden Situationen zukünftig wieder angstfrei begegnen zu können.

Eine rein medikamentöse Behandlung der Angststörung ist normalerweise nicht zu empfehlen, da mit Antidepressiva und Co. lediglich die Symptome, nicht aber die Ursachen einer Phobie behandelt werden. Das ist bei pflanzlichen Mitteln, die beispielsweise Lavendel, Hopfen, Melisse oder Baldrian enthalten, nicht anders. Auch sie sollten ausschließlich ergänzend zur Psychotherapie eingenommen werden. Zudem ist die Wirksamkeit insbesondere bei Menschen, die unter starken Ängsten leiden, umstritten.

Spezifische Phobien, generalisierte Angststörungen oder Panikattacken müssen nicht zwangsläufig stationär in einer Klinik behandelt werden. Häufig gelingt es Patienten auch in einer ambulanten Therapie, ihr Verhalten umzustellen, sodass sich die Gefühle der Angst immer weiter auflösen. Sollte die Teilnahme an einer regelmäßigen ambulanten Psychotherapie aufgrund der Angst gefährdet sein oder besteht gar die Gefahr von suizidalen Gedanken bzw. Handlungen, ist die Angststörung-Behandlung in einer Klinik ratsam.

1 Thom, Julia et al. „Entwicklung der Diagnoseprävalenz psychischer Störungen 2012–2022. Nutzung bundesweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten für Mental Health Surveillance“, In: Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 355-62; DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0052, https://www.aerzteblatt.de/archiv/entwicklung-der-diagnosepraevalenz-psychischer-stoerungen-2012-2022-4ea11330-a626-4f36-a93e-2d3f7d068a7c  (Datum des Zugriffs: 11.03.2025)

2 Wiegand, H., Momtahen, N. Neue Therapieoption bei Angststörungen. InFo Neurologie 25, 23 (2023). https://doi.org/10.1007/s15005-023-3258-zhttps://link.springer.com/article/10.1007/s15005-023-3258-z (Datum des Zugriffs: 11.03.2025)

3 Probst, Greta et al. „Patients’ symptoms and strengths as predictors of long-term outcomes of CBT for generalized anxiety disorder – A three-level, multi-predictor analysis“, In: Journal of Anxiety Disorders, Volume 92, December 2022, 102635, https://doi.org/10.1016/j.janxdis.2022.102635,https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0887618522001086(Datum des Zugriffs: 11.03.2025)

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