Burnout

10 Minuten

Aktualisiert am 12. Juni 2025

 

 

Burnout im Überblick

  • Burnout ist ein berufsbezogenes Stressphänomen mit emotionaler Erschöpfung, Zynismus und reduzierter Leistungsfähigkeit.
  • Es kann durch chronische Überlastung, fehlende Erholung, emotionale Anforderungen und mangelnde Unterstützung entstehen.
  • Doppelbelastungen in Familie und Beruf sowie perfektionistische Persönlichkeitszüge erhöhen das Risiko.
  • Burnout ist keine eigenständige psychische Störung, kann aber in eine Depression übergehen.
  • Die Behandlung erfolgt abgestuft – ambulant, tagesklinisch oder stationär – mit Fokus auf Verhaltenstherapie, Stressbewältigung und berufliche Reintegration.
  • Warnzeichen wie anhaltende Erschöpfung oder Zynismus sollten ernst genommen und mit konkreten Schritten beantwortet werden.

Burnout-Syndrom – wenn der Druck zu groß wird

Hohe Arbeitsbelastung, ständiger Termindruck und permanente Erreichbarkeit – für viele Menschen ist anhaltender Druck in Job und Alltag eine derart starke Belastung, dass sie sich irgendwann nur noch überfordert und ausgebrannt fühlen. Laut einer repräsentativen Studie der Betriebskrankenkasse Pronova aus dem Jahr 2023 befürchten 61 % der Befragten, an Überlastung zu erkranken – ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zu 2018.1 Umso wichtiger ist es, die ersten Anzeichen zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern.

Welche und wie viele Menschen leiden unter Burnout?

Genaue Studien zur Häufigkeit des Burnout-Syndroms existieren bislang nicht. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Burnout keine eigenständige Erkrankung ist und viele Ärzte den Begriff unterschiedlich verwenden. In einer länderübergreifenden Befragung lag die Häufigkeit von Burnout-Symptomen bei 22 %, wobei jüngere Menschen tendenziell häufiger betroffen waren.3 Eine Metaanalyse von 2024 zeigt für Berufe im Gesundheitswesen zudem Geschlechterunterschiede – Frauen waren hier stärker von Burnout-Symptomen betroffen.4

Wie erkennt man ein Burnout?

Die ersten Anzeichen eines Burnouts zu erkennen, ist essenziell, um rechtzeitig gezielte Maßnahmen zur Entlastung und Stabilisierung ergreifen zu können. Um diese Warnsignale richtig zu deuten, ist eine selbstkritische und reflektierte Einschätzung der eigenen Belastungssituation erforderlich. Hilfreich können strukturierte Burnout-Selbsttests sein, die eine erste Einschätzung zur individuellen Gefährdung bieten. Diese ersetzen jedoch keine fachärztliche oder psychotherapeutische Diagnose. Aufhorchen sollte man bei folgenden Anzeichen:

  • zunehmende emotionale Erschöpfung und Müdigkeit trotz ausreichendem Schlaf
  • abnehmende Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit
  • Konzentrationsstörungen und Flüchtigkeitsfehler
  • Gefühl, unentbehrlich zu sein
  • Gefühl, nie genug Zeit zu haben
  • Unfähigkeit, „Nein“ zu sagen oder sich abzugrenzen
  • Erleben fehlender Anerkennung und Wertschätzung
  • innere Unruhe, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen
  • Selbstmitleid, Misstrauen anderen gegenüber, sozialer Rückzug
  • zunehmender Konsum von Alkohol, Zigaretten etc. zur „Stressbewältigung“

Wichtig: Es müssen nicht alle Symptome bei jedem Betroffenen auftreten. Weil auch andere Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Schilddrüsenerkrankungen oder Schlafapnoe ähnliche Beschwerden auslösen können, sollte man die Beschwerden und Ursachen ärztlich abklären lassen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn die psychische und physische Belastung größer wird, die berufliche Einstellung sich verändert und das Gefühl von Überforderung zunimmt, ist ein Arztbesuch sinnvoll, um rechtzeitig gegenzusteuern. Denn wie viele andere psychische Erkrankungen entwickelt sich auch ein Burnout meist schleichend über einen längeren Zeitraum hinweg. Und gerade im Anfangsstadium kann bereits das Nachjustieren kleiner Stellschrauben genügen, um das „Ausbrennen“ und potenzielle Folgeerkrankungen wie Depressionen zu verhindern.

Was ist der Unterschied zwischen Burnout und Depressionen?

Obwohl Burnout und Depression ähnliche Symptome aufweisen können, unterscheiden sie sich in ihrer Ursache, Ausprägung und Behandlung. Burnout ist primär arbeitsbezogen und kann durch Veränderungen im Arbeitsumfeld und Stressmanagement verbessert werden. Depression hingegen ist eine umfassendere psychische Störung, die professionelle medizinische und psychotherapeutische Behandlung erfordert.

Merkmal Burnout Depression
Klassifikation Kein eigenständiges Krankheitsbild (ICD-11: berufsbezogenes Phänomen) Psychische Erkrankung nach ICD-10/ICD-11 (F32/F33)
Ursprung Arbeitsbezogener chronischer Stress Multifaktoriell (genetisch, biologisch, psychosozial)
Fokus der Symptome Primär auf die Arbeit bezogen Umfasst alle Lebensbereiche
Kernausprägungen Emotionale Erschöpfung, Zynismus, reduzierte Leistungsfähigkeit Depressive Stimmung, Interessenverlust, Antriebslosigkeit
Selbstwertgefühl Oft intakt oder kompensatorisch erhöht („Ich darf nicht schwach sein“) Meist vermindert („Ich bin nichts wert“)
Emotionale Reaktion Reizbarkeit, Frustration, innere Leere Traurigkeit, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit
Sozialverhalten Rückzug aus beruflichen Kontexten Rückzug aus allen sozialen Beziehungen
Verlauf Langsam schleichend, oft über Jahre Plötzlich oder schleichend, auch episodenhaft
Erholung durch Urlaub Temporäre Besserung möglich Keine signifikante Besserung durch Pause oder Ortswechsel
Suizidalität In der Regel nicht vorhanden Häufig vorhanden, zentrales Kriterium für schwere Episoden
Diagnostische Kriterien Keine standardisierten Diagnosekriterien, häufig mit Maslach Burnout Inventory erhoben Klare Kriterien nach ICD/DSM (z. B. mind. 2 Hauptsymptome + 2 Zusatzsymptome über 2 Wochen)
Therapie Stressbewältigung, arbeitsbezogene Interventionen, ggf. Psychotherapie, ggf. Behandlung in Klinik für Psychosomatik Psychotherapie (z. B. KVT), ggf. medikamentöse Behandlung, ggf. stationäre Behandlung in Psychiatrie

Wie entsteht ein Burnout?

Oft wird der Verlauf eines Burnouts in bis zu 12 Stufen dargestellt. Hierbei handelt es sich um ein vereinfachtes Schema, welches den Verlauf verdeutlichen soll. Solche Modelle dürfen aber nicht als statisch angesehen werden – individuelle Abweichungen sind immer möglich. Sowohl beim Verlauf als auch bei den Ursachen

Wie wird ein Burnout diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt im Rahmen einer klinischen Anamnese. Viele Ärzte nutzen zur besseren Strukturierung des Arzt-Patienten-Gesprächs standardisierte Fragebögen. Diese sollen helfen, das Risiko eines Burn-outs besser beurteilen zu können. Letztendlich liegt die Diagnose aber immer im Ermessen des Arztes, da Burnout nicht als eigenständige Krankheit definiert ist und dementsprechend auch keine exakten Kriterien vorliegen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die optimale Therapie bei Burnout setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen. In schweren Fällen wird der Aufenthalt in einer Klinik empfohlen. Grundsätzlich ist auch eine ambulante Behandlung möglich.

Psychotherapie

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist die am besten untersuchte Methode. Sie hilft, stressverstärkende Denkmuster zu erkennen und abzubauen. Möglich sind Einzel- und Gruppentherapien. Auch achtsamkeitsbasierte und emotionsfokussierte Verfahren kommen zum Einsatz.

Medikamentöse Behandlung

Es gibt keine medikamentöse Behandlung von Burnout. Medikamente werden vornehmlich gegen begleitende Beschwerden wie Schlafstörungen, Angst oder Schmerzen verschrieben. Bei parallel vorliegender Depression können ggf. Antidepressiva zum Einsatz kommen.

Techniken zur Verbesserung der Work-Life-Balance

Stressmanagement, achtsamkeitsbasierte Trainings, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können die Therapie unterstützen. Zudem sollte über eine Verbesserung der Situation am Arbeitsplatz nachgedacht werden, um Überlastung dauerhaft zu reduzieren.

Burnout: Übungen und Tipps für den Alltag

Wer sich chronisch überlastet fühlt, riskiert langfristig ein Burnout. Tipps für den Alltag helfen, Stress zu reduzieren und Ausgleich zu schaffen:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität, z.  Ausdauersport, Yoga oder Spaziergänge zum Stressabbau
  • Gesunde Schlafhygiene – feste Schlafzeiten, kein Blaulicht vor dem Schlafengehen
  • Entspannungsverfahren, z. B. progressive Muskelentspannung, Achtsamkeit (MBSR) oder autogenes Training
  • Klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit – keine beruflichen Mails am Abend, bewusste Pausen
  • Ausgewogene Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten
  • Verzicht auf Alkohol, Nikotin und andere Suchtmittel – diese belasten langfristig zusätzlich
  • Stressmanagement, z.  Zeitmanagement-Tools, Prioritätensetzung, Nein-Sagen lernen

Hilfe bei Burnout finden

Bevor chronischer Stress krank macht, ist es sinnvoll, sich Hilfe zu suchen. Verschiedene Anlaufstellen stehen zur Verfügung:

Hausarzt

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Psychologen / Psychotherapeuten

Psychiatrische Notfallambulanz bei akuten Krisen

Örtliche psychosoziale Beratungsstellen und sozialpsychiatrischer Dienst

Häufige Fragen zum Thema „Burnout“

Der Begriff „stiller Burnout“ ist nicht medizinisch definiert, wird aber umgangssprachlich verwendet, um ein verdecktes Burnout-Geschehen zu beschreiben. Betroffene wirken nach außen funktional und leistungsfähig, während sie innerlich bereits stark erschöpft sind und psychisch leiden. Diese Form bleibt oft lange unerkannt, was das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Depressionen erhöhen kann.

Ohne Behandlung kann ein Burnout zu anhaltender psychischer und körperlicher Erschöpfung führen. Überdies können sich affektive Störungen wie Depressionen ausbilden, die mit sozialem Rückzug und Arbeitsunfähigkeit einhergehen können. In schweren Fällen kann es zum Auftreten von suizidalen Gedanken kommen, was aber nicht bei allen Patienten der Fall sein muss. Frühe Hilfe verbessert die Prognose deutlich.

Ein unbehandelter Burnout klingt in der Regel nicht von selbst ab. Die Wiederherstellung der psychischen Gesundheit erfordert meist eine Kombination aus psychotherapeutischer Unterstützung, strukturellen Veränderungen im Alltag oder Beruf sowie ausreichender Regeneration. Ohne gezielte Maßnahmen besteht die Gefahr, dass sich der Zustand chronifiziert oder in eine behandlungsbedürftige Depression übergeht.

1 aerzteblatt.de „Viele Beschäftigte fürchten ein Burnout“, 13. Februar 2024, https://www.aerzteblatt.de/news/viele-beschaeftigte-fuerchten-ein-burnout-914463ec-a9d5-42b1-a7f2-a9a5941db390 (Datum des Zugriffs: 22.05.2025)

2 WHO: “Burn-out an ‘occupational phenomenon’: International Classification of Diseases”, 28.05.2019, https://www.who.int/news/item/28-05-2019-burn-out-an-occupational-phenomenon-international-classification-of-diseases (Datum des Zugriffs: 22.05.2025)

3 McKinsey & Company „Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland spürt Burnout-Symptome“, Pressemitteilung, 3. November 2023, https://www.mckinsey.de/news/presse/2023-11-03-mhi-report-reframing-employee-health (Datum des Zugriffs: 22.05.2025)

4 Karakcheyeva V, Willis-Johnson H, Corr PG, Frame LA. The Well-Being of Women in Healthcare Professions: A Comprehensive Review. Global Advances in Integrative Medicine and Health. 2024;13. doi:10.1177/27536130241232929, https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/27536130241232929 (Datum des Zugriffs: 22.05.2025)

5 Meyer, Markus et al. „Krankheitsbedingte Fehlzeiten in der deutschen Wirtschaft im Jahr 2022“, In: B. Badura et al. (Hrsg.), Fehlzeiten-Report 2023, Fehlzeiten-Report, https://doi.org/10.1007/978-3-662-67514-4_29, Springer-Verlag GmbH, S. 499, https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Publikationen_Produkte/Buchreihen/Fehlzeitenreport/wido_fzr2023_zeitenwende_krankheitsbed_fehlzeiten_2022.pdf (Datum des Zugriffs: 22.05.2025)

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