Depressionen

10 Minuten

Aktualisiert am 10. April 2025

 

  • Jeder vierte Erwachsene war schon von einer Depression betroffen.
  • Eine depressive Episode zeigt sich durch Symptome wie Interessenlosigkeit, Antriebslosigkeit und verringerte Konzentration, die mindestens zwei Wochen anhalten.
  • Weitere mögliche Symptome sind Schuldgefühle, Selbstwert- und Schlafstörungen, Suizidgedanken.
  • Depressionen entstehen im Zusammenspiel genetischer, biologischer und äußerer Faktoren mit Folgen auf emotionaler, körperlicher und Verhaltensebene.
  • Depressionen können in verschiedenen Ausprägungen auftreten: einmalig, wiederkehrend, chronisch.
  • Die Behandlung kann mit Psychotherapie, Antidepressiva und ggf. ergänzenden Therapien erfolgen.

Jeder vierte Erwachsene hatte bereits eine Depression

 

In der repräsentativen Umfrage des Deutschland-Barometers Depression gaben 24 % der Befragten zwischen 18 und 69 Jahren an, dass bei ihnen schon einmal eine Depression diagnostiziert wurde1. Dennoch gilt die psychische Erkrankung noch immer als Tabuthema. Das ist problematisch, denn eine wirksame Behandlung ist möglich. Hierfür müssen Betroffene jedoch ihre Angst vor Stigmatisierung überwinden und eine professionelle Therapie absolvieren.

Was ist der Unterschied zwischen Depression und Traurigkeit?

Emotionale Hochs und Tiefs erlebt jeder Mensch. Doch wo liegt die Grenze zwischen „normaler Traurigkeit“ und einer depressiven Erkrankung?

Traurigkeit als temporäre Emotion

Traurigkeit ist ein alltägliches Gefühl, das zum Leben dazugehört. Auch wenn es sich unangenehm anfühlt, traurig zu sein, schränkt dies Betroffene in ihrer Alltags- und Leistungsfähigkeit normalerweise nicht allzu sehr ein. Darüber hinaus ist Traurigkeit meist an spezielle Situationen oder Ereignisse geknüpft. Sobald diese aufgelöst werden, verschwindet oft auch die Traurigkeit wieder.

Depression als anhaltender Zustand

Eine depressive Episode kann mit Gefühlen von Traurigkeit einhergehen. Hinzu kommen weitere Symptome, die deutlich stärker ausgeprägt sind. Interessen- und Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit oder eine verringerte Konzentration sind typische Beispiele. Ein weiterer Unterschied zur Traurigkeit besteht darin, dass die Symptome dauerhaft bestehen – also über mindestens zwei Wochen hinweg und ohne große tagesabhängige Schwankungen.

Was weiß man über die Ursachen von Depressionen?

 

Was eine Depression ist, konnte die medizinische Forschung mittlerweile umfassend klären. Welche Ursachen eine psychische Erkrankung auslösen, ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Man geht heute von einem multifaktoriellen Entstehungsmodell aus, bei dem verschiedene Faktoren zusammenwirken.

Was sind Symptome einer Depression?

Ob leichte, mittelgradige oder schwere Depression – die Liste der Symptome ist immer gleich. Unterschieden wird lediglich hinsichtlich der Anzahl und Schwere der Symptome.

Emotionale Anzeichen

 

Patienten mit einer Depression leiden unter großer Niedergeschlagenheit und einer gedrückten Stimmung. Sie fühlen sich oft traurig und leer, empfinden kaum noch Freude. Teilweise haben sie sogar das Gefühl, überhaupt keine Emotionen mehr zu haben. Der Blick auf die Zukunft ist von Hoffnungslosigkeit geprägt, sie verspüren oft Schuldgefühle, müssen ständig grübeln und nicht selten haben sie den Gedanken, nicht mehr leben zu wollen.

Körperliche Symptome

 

Die körperlichen Symptome sind für sich allein genommen nicht eindeutig und müssen mit affektiven Symptomen gemeinsam auftreten. Möglich sind zum Beispiel Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, andauernde Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Libidoverlust, Gewichtsveränderungen, Magen-Darm-Beschwerden oder eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit.

Verhaltensänderungen

 

Verhaltensänderungen sind bei depressiven Menschen häufig eine Folge emotionaler Belastungen: Betroffene ziehen sich zunehmend zurück, kapseln sich ab und scheinen plötzlich keine Lust mehr an Dingen zu haben, die ihnen früher Freude bereitet haben. Auch die Vernachlässigung körperlicher Hygiene und des eigenen Äußeren, vermehrtes Schlafen sowie zunehmende Unzuverlässigkeit im Job oder im sozialen Umfeld können auf Depressionen hinweisen.

Selbsttest Depression

Es gibt verschiedene Arten von Selbsttests, mit denen die Anzahl und die Schwere von typischen Depressionssymptomen eingeschätzt wird. Grundsätzlich können solche Tests hilfreich sein, um die eigene Situation besser einzuschätzen. Sie funktionieren jedoch nur, wenn eine ehrliche Selbsteinschätzung vorgenommen wird. Bei Verdacht auf eine depressive Erkrankung sollte man seine Befürchtungen und Ängste überwinden und einen Arzt oder Psychotherapeuten kontaktieren.

Gibt es verschiedene Arten von Depressionen?

 

Depression ist nicht gleich Depression. Vielmehr gibt es verschiedene Formen von depressiven Störungen, die sich in ihrer Symptomatik teilweise deutlich unterscheiden.

Wie erfolgt die Diagnose von Depressionen?

 

Damit eine depressive Störung adäquat behandelt werden kann, muss zunächst die richtige Diagnose gestellt werden. Hierzu gehört auch, andere Ursachen für die depressiven Symptome auszuschließen.

Psychologische Tests

 

Beim Termin mit dem Hausarzt fragt dieser zunächst ganz allgemein die typischen Symptome einer depressiven Störung ab und eruiert auch den zeitlichen Verlauf. Häufig wird außerdem der Patientenfragebogen PHQ-9, der neun Fragen zur Depressivität umfasst, verwendet. Das diagnostische Interview ist die wichtigste Methode, um die Diagnose einer Depression zu stellen.

Medizinische Untersuchungen

 

Medizinische Untersuchungen dienen im Rahmen der Diagnostik dazu, andere mögliche Ursachen für die depressive Symptomatik beim Patienten auszuschließen. Denkbar sind zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonell bedingte Erkrankungen (z. B. Schilddrüse), Allergien, Infektionen oder ein Mangel an bestimmten Nährstoffen.

Wie erfolgt die Behandlung einer Depression?

 

Depressive Patienten leiden enorm unter der Krankheit. Viele von ihnen sind überdies suizidgefährdet. Deshalb ist eine adäquate und individuell angepasste Behandlung sehr wichtig. Sie sollte außerdem so früh wie möglich beginnen.

Hilfe bei Depressionen finden

 

Was tun bei Depressionen? Diese Frage stellen sich Betroffene und Angehörige. Zahlreiche Anlaufstellen bieten Hilfe. Kurzfristig können Termine in akuten Fällen über die Kassenärztliche Vereinigung oder über regionale Angebote wie die TSS des Ärztlichen Bereitschaftsdiensts vereinbart werden.

Eigener Hausarzt

Psychotherapeuten

Psychologische Beratungsstelle/
Sozialpsychiatrischer Dienst

Privatklinik

Psychiatrische Klinik

Online-Hilfen und Apps

Was kann man selbst bei Depressionen tun?

 

Was tun bei Depressionen? Sollten sich die Symptome einer depressiven Episode bemerkbar machen, ist es sinnvoll, diese nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Zwar ist nicht jede traurige oder gedrückte Stimmung direkt behandlungsbedürftig, jedoch kann anhaltende Niedergeschlagenheit ein Anzeichen für eine Depression sein. In diesem Fall ist der Hausarzt meist der beste Ansprechpartner. Dieser kann nicht nur eine genauere Beurteilung vornehmen, sondern durch verschiedene Untersuchungen körperliche Ursachen ausschließen.

Aktiv werden

 

Obwohl Menschen mit Depressionen den Drang verspüren, sich zurückzuziehen und zu isolieren, kann das genaue Gegenteil bei einer Depression hilfreich sein. Sport und Hobbys helfen dabei, sich aus dem Gedankenkarussell zu befreien, stimulieren das Belohnungszentrum im Gehirn und können wieder zu mehr Freude am Leben verhelfen. Auch der soziale Austausch mit Freunden und der Familie, im Sportverein oder in einer Selbsthilfegruppe werden von vielen Menschen als positiv empfunden.

Psychotherapie beginnen

 

Wenn sich die Symptome der Depression verfestigen und es Betroffenen nicht gelingt, selbst eine Besserung zu erreichen, ist es Zeit, professionelle Hilfe zu suchen. Eine Psychotherapie erzielt bei vielen Menschen schon nach wenigen Sitzungen eine signifikante Besserung. Sie kann außerdem verhindern, dass sich der Zustand verschlechtert. Bei Bedarf kann (in Absprache mit einem Arzt) eine zusätzliche, individuelle Medikation (Antidepressiva) sinnvoll sein.

Häufige Fragen zum Thema Depressionen

 

Depressionen werden nicht per se vererbt, jedoch ist eine Veranlagung für die Erkrankung erblich. Das zeigt sich daran, dass depressive Krankheiten familiär gehäuft auftreten. Wenn die eigenen Eltern an einer Depression gelitten haben, besteht für die Kinder ein erhöhtes Risiko, die affektive Störung früher oder später selbst auszubilden.

 

Angehörige können Betroffene unterstützen, indem sie die Erkrankung ernst nehmen, auf Schuldzuweisungen verzichten und bei der Suche nach Hilfe unterstützen. Gut gemeinte Ratschläge oder Aufmunterungsversuche kommen dagegen selten gut an. Auch Angehörige sollten sich bei Bedarf Hilfe suchen. Nur, wenn sie aktiv Selbstfürsorge betreiben, können sie für den Erkrankten da sein.

 

Es gibt kein Patentrezept, mit dem sich die Entstehung einer Depression zuverlässig verhindern ließe. Durch einen aktiven, gesunden Lebensstil lässt sich das Risiko für die Ausbildung der Erkrankung jedoch verringern. Hobbys, sportliche Aktivitäten, Verzicht auf übermäßigen Genuss von Alkohol und ein verlässliches soziales Umfeld gelten als förderlich. Trotzdem gilt: Auch stabil gefestigte, erfüllte und sozial eingebundene Menschen können depressiv werden.

1 Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention „Deutschland-Barometer Depression 2023“, Grafikband, Download unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/pressematerial-barometer-depression (Datum des Zugriffs: 07.06.2024)

2 DIMDI, Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information „Kapitel V. Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99). Affektive Störungen (F30-F39“ ICD-10-GM, Version 2018, https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2018/block-f30-f39.htm (Datum des Zugriffs: 07.06.2024)

3 Bundesministerium für Bildung und Forschung „Depression – Internationale Studie bringt Licht in die Ursachen der Lebensfinsternis“, Newsletter 91, September 2018, https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/depression-internationale-studie-bringt-licht-in-die-ursachen-der-lebensfinsternis-8288.php (Datum des Zugriffs: 07.06.2024)

4 Max-Planck-Gesellschaft „Bei Depression ist Hirnregion zur Stresskontrolle vergrößert“, 26. September 2018, https://www.mpg.de/12301556/depression-hirnregion-stresskontrolle (Datum des Zugriffs: 07.06.2024)

5 Rein, Martin et al. „Macht Stress krank“, Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy, 2017, 168 (6), 165-169, https://www.psych.mpg.de/2318139/swiss_archives_of_neurology_psychiatry_psychotherapy_2017.pdf  (Datum des Zugriffs: 07.06.2024)

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