Kokainsucht

10 Minuten

Aktualisiert am 12. Juni 2025

 

 

Wichtiges im Überblick

  • Kokainsucht ist kein Randphänomen, insbesondere junge Männer sind betroffen.
  • Andauernder Konsum führt zu schweren Gesundheitsschäden.
  • Schon nach kurzer Zeit kann eine psychische Abhängigkeit entstehen.
  • Anzeichen für Sucht sind u. a. starkes Verlangen, Entzugssymptome, Kontrollverlust, Toleranzentwicklung.
  • Eine Behandlung besteht aus körperlicher Entgiftung, psychischer Entwöhnung und psychotherapeutischer Aufarbeitung von Suchtursachen.

Sucht nach Kokain – längst kein Randproblem mehr

Kokain galt lange Zeit als Aufputschdroge für die Reichen und Mächtigen. Nur wenige konnten sich das Rauschgift leisten. In den letzten Jahren ist der Konsum hierzulande jedoch deutlich angestiegen: Allein 2023 wurden deutschlandweit etwa 65.000 Menschen wegen Kokainmissbrauch behandelt.1 Entsprechend weit verbreitet ist mittlerweile auch die Kokainsucht, da Kokain ein sehr hohes Abhängigkeitspotenzial besitzt. Die körperlichen und psychischen Schäden können gravierend sein.

Wer und wie viele sind von einer Kokainsucht betroffen?

Kokainsucht betrifft längst nicht mehr nur bestimmte gesellschaftliche Gruppen. Inzwischen zeigen sich breitere Konsummuster, die sich durch verschiedene Alters- und Lebensbereiche ziehen. Die Zahl der Konsumierenden nimmt zu – ebenso wie die gesundheitlichen und sozialen Folgen.

Welche Ursachen gibt es für eine Kokainsucht?

Kokain wird insbesondere zur Leistungssteigerung missbraucht. Das aufputschende weiße Pulver hebt die Stimmung, lässt das Selbstbewusstsein wachsen und löst Glücksgefühle aus. Der Grund dafür: Die psychoaktive Substanz greift massiv in die Hirnchemie ein.

Nach dem Konsum kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Dopamin, das Belohnungssystem wird aktiviert. Da die Wirkung verhältnismäßig kurz anhält, neigen Konsumenten zu wiederholter Einnahme. Dadurch kommt es rasch zu einer Toleranzentwicklung und der Ausbildung eines Suchtgedächtnisses. Ähnlich wie bei Alkohol und anderen Drogen entsteht so ein intensiver Drang nach erneutem Konsum und Dosissteigerung.

Wie wird eine Kokainabhängigkeit diagnostiziert?

Um eine Abhängigkeit von Kokain zu diagnostizieren, werden in erster Linie klinische Verfahren genutzt. Neben der körperlichen Untersuchung liefert vor allem eine ausführliche Anamnese wichtige Hinweise auf das Krankheitsbild. Laboruntersuchungen kommen eher selten zum Einsatz. Entsprechend wichtig ist die Kooperation des Patienten. Nur wenn er wahrheitsgemäß über seinen Konsum informiert, kann die korrekte medizinische Diagnose gestellt werden.

Wo und wie wird eine Kokainsucht behandelt?

Bei einer Kokainabhängigkeit steht die psychische Abhängigkeit im Vordergrund. Der körperliche Entzug ist rasch überstanden und nur ein erster Schritt. Die langfristige Bewältigung des intensiven Verlangens (Craving) erfordert Zeit und therapeutische Begleitung. Eine psychotherapeutische Behandlung ist daher dringend zu empfehlen. Ohne die Auseinandersetzung mit den individuellen Ursachen und Auslösern der Sucht ist das Rückfallrisiko hoch.

Stationäre Therapie

Vielen Betroffenen wird zu einer stationären Behandlung in einer spezialisierten Klinik geraten – und das aus gutem Grund: Der stationäre Rahmen bietet nicht nur die Möglichkeit, akute Entzugssymptome medikamentös zu lindern, sondern auch das Risiko eines Therapieabbruchs zu verringern. Gleichzeitig kann unmittelbar mit der psychotherapeutischen Aufarbeitung der Suchtursachen begonnen werden – ein entscheidender Schritt, um die Gefahr von Rückfällen zu mindern und langfristig stabil zu bleiben.

Medikamentöse Therapie

Für die Behandlung der Kokainabhängigkeit stehen verschiedene Medikamente wie Topiramat, Disulfiram und Baclofen zur Verfügung. Einige dieser Substanzen sind in Deutschland nicht speziell für diese Indikation zugelassen, und die Evidenzlage ist teils noch begrenzt. Grundsätzlich gilt: Medikamente sollten nicht als alleinige Maßnahme, sondern unterstützend zur Psychotherapie eingesetzt werden. Die besten Behandlungsergebnisse zeigen sich in der Regel bei einer kombinierten Therapie, die medikamentöse Unterstützung mit einer strukturierenden, psychotherapeutischen Begleitung verbindet. 4

Psychotherapie

Für eine nachhaltige Behandlung der Kokainabhängigkeit ist eine umfassende psychotherapeutische Behandlung entscheidend. In der Therapie setzen sich Betroffene mit den individuellen Ursachen ihres Suchtverhaltens auseinander und entwickeln alternative Strategien zur Stressbewältigung und Emotionsregulation. Ein zentraler Bestandteil ist zudem die Rückfallprävention: Betroffene lernen, kritische Situationen frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren – um langfristig auf den Konsum verzichten zu können.

Was passiert, wenn eine Kokainsucht nicht behandelt wird?

Der regelmäßige Konsum von Koks ist mit einer hohen Gefahr für schwere körperliche und psychische Schäden verbunden. Auch soziale Probleme können auftreten.

Hilfe bei Kokainsucht finden

Hilfe bei Kokainsucht können Betroffene (und Angehörige) bei folgenden Anlaufstellen finden:

Hausarzt

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

Selbsthilfegruppen

Suchtambulanzen

(private) Suchtkliniken

Häufige Fragen zum Thema „Kokainsucht“

Die Dauer des Entzugs bei Kokain hängt von individuellen Faktoren ab. Grundsätzlich ist von einem mehrwöchigen bis mehrmonatigen Entzug auszugehen. Entzugssymptome sind vor allem in der ersten Crash Phase zu befürchten. Danach gehen körperliche Beschwerden zurück, das sogenannte Craving bleibt jedoch bestehen. Dieses wird erst im Rahmen einer Therapie sinnvoll angegangen.

Von Kokain abhängig zu sein, ist keine Einbahnstraße. Es ist möglich, die Suchtspirale zu durchbrechen und zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu finden. Die meisten Betroffenen benötigen hierfür allerdings professionelle Hilfe. Insbesondere der stationäre Entzug inklusive umfassender Entwöhnungstherapie hat sich bewährt.

Koks löst eine extreme psychische Abhängigkeit aus. Deshalb ist es in den meisten Fällen nicht ratsam, einen sogenannten kalten Entzug durchzuführen. Das Rückfallrisiko ist groß, weil Betroffene das starke Verlangen nach dem Drogenkonsum nicht allein bewältigen können. Hier hilft den meisten Suchtkranken nur eine Therapie.

1 BARMER „BARMER Suchtatlas – Kokainmissbrauch geradezu explodiert“, Pressemitteilung vom 01.11.2024, https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/barmer-suchtatlas-kokainmissbrauch-geradezu-explodiert-1289172 (Datum des Zugriffs: 12.03.2025)

2 Ebd.

3 Der Bundesbeauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen „Zahl der Drogentoten in Deutschland weiter angestiegen“, Pressemitteilung vom 29.05.2024, https://www.bundesdrogenbeauftragter.de/presse/detail/zahl-der-drogentoten-in-deutschland-weiter-angestiegen/ (Datum des Zugriffs: 12.03.2025)

Penberthy, Kim et al. „Review of Treatment for Cocaine Dependence”, In: Current Drug Abuse Reviews 3(1):49-62, http://dx.doi.org/10.2174/1874473711003010049,https://www.researchgate.net/publication/41101225_Review_of_Treatment_for_Cocaine_Dependence (Datum des Zugriffs: 12.03.2025)

Unsere leicht verständlich aufbereiteten Inhalte dienen lediglich der Information. Sie können und dürfen niemals eine ärztliche oder therapeutische Diagnostik, Beratung und Behandlung ersetzen. Wenden Sie sich bei Beschwerden bitte an Ihren Arzt. Alle Inhalte wurden gewissenhaft recherchiert, dennoch können wir aufgrund der Fülle der hier behandelten Themen keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Die auf unseren Seiten aufgeführten Hilfsangebote stellen lediglich eine Auswahl dar. Wir geben keine Empfehlungen. Gerne können Sie uns für die Aufnahme weiterer, offizieller Hilfestellen kontaktieren. Wir prüfen dann, ob wir diese aufnehmen können.