Psychische Belastung

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Aktualisiert am 10. April 2025

  • Unter psychischen Belastungen versteht man alle Einflussfaktoren auf die Psyche des Menschen.
  • Sie werden meist negativ wahrgenommen, können aber auch positive Auswirkungen haben.
  • Ständige Überbelastung kann krank machen – das gilt für alltägliche wie für berufliche Belastungen.
  • Bei chronischer Überlastung drohen Folgeerkrankungen wie Burnout oder Depressionen.
  • Treten Symptomen auf, sollte gegebenenfalls ein Arzt hinzugezogen werden.

Psychische Belastungen – wenn der Druck von außen krank macht

Wachsende Anforderungen, ständige Erreichbarkeit, permanenter Zeitdruck – all das kann zu einer psychischen Belastung werden. Und die kann auf Dauer krank machen. So stieg 2023 zum Beispiel die Anzahl der bei der DAK versicherten Beschäftigten, die aufgrund von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen krankgeschrieben wurden – und zwar um 29 % im Vorjahresvergleich.1 Umso wichtiger ist für Betroffene, die typischen Signale zu erkennen und rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Welche Symptome können psychische Belastungen auslösen?

Psychische Belastung ist keine Krankheit, sondern die Gesamtheit aller äußeren Faktoren, die auf die eigene Psyche einwirken. Das kann langfristig verschiedene Symptome auslösen, die sich wiederum zu ernstzunehmenden Krankheiten entwickeln können. Umso wichtiger ist es, die typischen Anzeichen frühzeitig zu erkennen. Hierzu gehören zum Beispiel:

  • Schlafstörungen
  • Stimmungsschwankungen, Unruhe oder Gereiztheit
  • Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit und Abgespanntheit
  • Gefühle der Hoffnungs- und Hilflosigkeit
  • Schmerzen ohne erkennbare Ursache
  • vermehrter Konsum von Rauschmitteln wie Tabak oder Alkohol
  • zunehmender sozialer Rückzug

Wann wird Stress zur Gefahr für die Gesundheit?

Die Konfrontation mit Belastungsfaktoren im Alltag oder auf der Arbeit ist per se nicht bedenklich. Ungünstig wird es erst, wenn die Belastung derart zunimmt, dass sie negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Betroffenen hat. Dann kann es zum Beispiel zu einer akuten Belastungsreaktion kommen – einer psychischen Störung, die oft auch als „Nervenzusammenbruch“ bezeichnet wird.

Laut DAK-Report waren Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen im Jahr 2023 die zweithäufigste Ursache für Fehltage (nach Depressionen).2 Theoretisch können psychische Belastungen jeden treffen. Frauen sind häufiger von neurotischen, Belastungs- und somatoformen Störungen betroffen, die daraus resultieren können.

Welche Auslöser gibt es für psychische Belastungen?

Die Faktoren, die die psychische Gesundheit so stark beeinträchtigen, dass daraus psychische Störungen oder Erkrankungen entstehen, sind vielfältig und individuell unterschiedlich.

Psychische Belastungen in der Arbeitswelt

Typische psychische Belastungen durch Arbeitsbedingungen lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

  • Arbeitsumgebung: Lichtverhältnisse, Raumklima, Lärm
  • Arbeitsabläufe: Zeitvorgaben, Dienstpläne, Arbeitsrhythmus
  • Arbeitsinhalte: Verantwortung, Monotonie, Unter- oder Überforderung
  • Soziale Faktoren: Kommunikation, Betriebsklima, Mobbing
  • Arbeitsform: Arbeitsverhältnis, ständige Erreichbarkeit, unsichere Beschäftigung

Psychische Belastungen im Alltag

Neben arbeitsbedingten Belastungen können auch private Herausforderungen die mentale Gesundheit gefährden. Zu den häufigsten Auslösern gehören:

  • Krankheits- oder Todesfälle in der Familie
  • Konflikte im Familien- oder Freundeskreis
  • Finanzielle Sorgen
  • Ständige Erreichbarkeit und der Umgang mit sozialen Medien
  • Einsamkeit

Warum entstehen psychische Belastungen am Arbeitsplatz?

Arbeitsbedingungen haben sich in den letzten Jahren stark verändert und bringen neue psychische Belastungen mit sich. Nicht nur Führungskräfte sind dabei psychischen Belastungen ausgesetzt, sondern auch normale Beschäftigte. Hoher Leistungsdruck, enge Zeitvorgaben und steigende Qualitätsanforderungen sind bekannt Stressoren. Gleichzeitig führen Digitalisierung und Automatisierung in einigen Bereichen zu erhöhter Arbeitsdichte oder veränderten Anforderungen.

Ein wesentlicher Faktor ist zudem die ständige Erreichbarkeit, die es erschwert, Beruf und Privatleben klar voneinander zu trennen. Auch soziale Dynamiken wie Konflikte im Team, fehlende Wertschätzung oder Mobbing können die psychische Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Umso wichtiger ist es, dass die regelmäßig durchgeführten Gefährdungsbeurteilungen psychische Einflussfaktoren genauso erfassen wie physische Beanspruchungen. Belastungen können im Rahmen des betrieblichen Arbeitsschutzes durch gezielte Maßnahmen zur Prävention minimiert werden.

Wie wird eine psychische Belastung festgestellt?

Eine psychische Belastung ist keine eigenständige Krankheit und kann daher nicht durch eine medizinische Diagnose nachgewiesen werden. Dennoch kann ein Arzt oder eine Ärztin im Gespräch feststellen, ob starke psychische Beanspruchungen vorliegen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Neben der Erfassung der Symptome erfolgt auch eine individuelle Beurteilung der Belastungssituation.

Zusätzlich können körperliche Untersuchungen durchgeführt werden, um organische Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Falls erforderlich, kann eine weiterführende diagnostische Abklärung oder eine psychotherapeutische Einschätzung erfolgen.

Psychische Belastung – was tun?

Psychische Belastungen lassen sich in der Regel frühzeitig erkennen, zum Beispiel am Arbeitsplatz durch eine Gefährdungsbeurteilung. Durch gezielte Maßnahmen können Stressoren schließlich verringert und das Risiko stressbedingter Erkrankungen gemindert werden.

Falls es bereits zu Überforderung oder ersten Krankheitssymptomen gekommen ist, richtet sich die optimale Behandlung nach der individuellen Situation und den verfügbaren Ressourcen. In einigen Fällen kann eine kurze Erholungsphase ausreichen, um sich zu regenerieren. Bei stärkerer Belastung kann eine Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung sinnvoll sein. In schweren Fällen ist eine stationäre Rehabilitation zu empfehlen – bei gesetzlich versicherten Beschäftigen werden die Kosten dafür von der Rentenversicherung übernommen.

Was passiert, wenn man nichts gegen psychische Belastungen unternimmt?

Wer überfordernde psychische Belastungen ignoriert, kann langfristig schwerwiegende Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen ausbilden. Dies kann die Alltags- und Arbeitsfähigkeit stark belasten. Eine diagnostizierte psychische Erkrankung gehört zu den häufigsten Gründen für eine Frühberentung.3

Wie kann man einer psychischen Belastung am Arbeitsplatz vorbeugen?

Das Erkennen von Fehlbelastungen und Überlastungen von Beschäftigten fällt in den Verantwortungsbereich des Arbeitgebers. Mit einer Gefährdungsbeurteilung können psychische Belastungen am Arbeitsplatz erkannt und gezielt abgebaut werden. Doch auch individuell lässt sich viel tun, um die persönliche Belastung zu reduzieren:

  • Regelmäßige Erholungs- und Entspannungsphasen in den Alltag integrieren
  • Kommunikation und Erreichbarkeit bewusst steuern
  • Regelmäßig Sport treiben und auf eine gesunde Ernährung achten
  • Soziale Kontakte pflegen
  • Ausreichend Schlaf finden
  • Auf Alkohol und andere Rauschmittel verzichten
  • Bei anhaltenden betrieblichen Belastungen frühzeitig Hilfe suchen

Hilfe bei psychischer Belastung finden

Wenn psychische Belastungen das eigene Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigen und Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Schlafstörungen, Ängste oder Stimmungsschwankungen auftreten, sollte man sich professionelle Unterstützung suchen. Ein frühzeitiger Schritt in Richtung Behandlung kann helfen, schwerwiegendere psychische Erkrankungen zu verhindern.

Erste Anlaufstellen im Berufsleben

Im Arbeitskontext kann es hilfreich sein, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. So können belastende Faktoren identifiziert und gegebenenfalls gemeinsam angepasst werden. Stellschrauben sind unter anderem:

  • Anpassung von Tätigkeiten, Aufgaben, Arbeitszeiten
  • Reduzierung von Überstunden oder Arbeitsdruck
  • Verbesserung des Betriebsklimas durch offene Kommunikation

Professionelle Unterstützung durch Fachärzte

Wenn die psychische Belastung bereits zu Symptomen führt, die das tägliche Leben beeinträchtigen, sollten Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Fachärzte für Psychiatrie oder Psychotherapie bieten Unterstützung durch:

  • Diagnostik der Symptome und Ursachen
  • Gesprächstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie
  • Medikamentöse Behandlung bei Bedarf

Weitere Hilfsangebote

Es gibt zahlreiche zusätzliche Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen. Dazu gehören: betriebliche Gesundheitsprogramme, Beratung durch Betriebsärzte oder Ärzte für Arbeitsmedizin, Selbsthilfegruppen und Online-Therapieangebote.

Häufige Fragen zum Thema „Psychische Belastung“

Psychosoziale Belastungen können sich auf unterschiedliche Art äußern. Typisch sind Symptome wie Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Schmerzen ohne körperliche Ursache. Auch Gefühle der Hilflosigkeit, Wut oder anhaltende Überforderung sind typisch. So kann es zum Beispiel allein der Gedanke an die Arbeit sein, der ein allgemeines Unwohlsein auslöst.

Wer seelische Belastungen selbst entschärfen möchte, kann dem Druck mit regelmäßigem Sport, gesunder Ernährung, einer optimierten Schlafhygiene sowie Achtsamkeits- und Entspannungsübungen begegnen. Hierdurch kann ein Ausgleich zur Belastung geschaffen werden. Vielen Betroffenen hilft es auch, sich mit Kollegen oder in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen. Lassen sich die Beschwerden mit diesen Maßnahmen nicht bewältigen, ist ein ärztliches Gespräch sinnvoll.

Psychische Belastungen können im privaten ebenso wie im beruflichen Umfeld auftreten. Sie sind individuell verschieden: Was den einen negativ belastet, kann den anderen positiv beflügeln. Typische Beispiele für Belastungen sind Überforderung am Arbeitsplatz, schlechtes Betriebsklima (Mobbing), familiäre Konflikte, gesundheitliche Einschränkungen oder finanzielle Sorgen. Nehmen diese Belastungen überhand, können sich Belastungssymptome und langfristig sogar Krankheiten entwickeln.

1 IGES „Psychreport 2024. Entwicklungen der psychischen Erkrankungen im Job: 2013 – 2023“, 15.02.2024, S. 17, https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/59154/data/0114eed547a91f626b09d8265310d1e5/240305-download-bericht-psychoreport-2023.pdf (Datum des Zugriffs: 14.01.2025)

2 Ebd, S. 16, https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/59154/data/0114eed547a91f626b09d8265310d1e5/240305-download-bericht-psychoreport-2023.pdf (Datum des Zugriffs: 14.01.2025)

3 Mulfinger N, Angerer P, Erim Y, Hander N, Hansmann M, Herold R, Kilian R, Kröger C, Rothermund E, Weber J; friaa-Studiengruppe; Waldmann T. Psychische Belastungen bei Erwerbstätigen: Leistungsinanspruchnahme und Kosten für das deutsche Gesundheitssystem [Mental health problems among employees: service use and costs to the German healthcare system]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2024 Jul;67(7):760-771. German. doi: 10.1007/s00103-024-03901-w. Epub 2024 Jun 11. PMID: 38862729; PMCID: PMC11230946, https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11230946/ (Datum des Zugriffs: 14.01.2025)

 

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