PTBS

10 Minuten

Aktualisiert am 1. Juli 2025

 

 

PTBS im Überblick

  • Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann nach traumatischen Ereignissen wie Unfällen, Gewalt, Missbrauch, Naturkatastrophen oder Krieg entstehen.
  • Typische PTBS-Symptome sind Wiedererleben (Flashbacks), Übererregung und Vermeidungsverhalten.
  • Ohne Behandlung kann eine PTBS chronisch werden und zu Depressionen, Angst oder Sucht führen.
  • Behandelt wird die Erkrankung mit einer traumafokussierten Psychotherapie und ggf. Medikamenten.
  • Ein stabiles soziales Umfeld und familiäre Unterstützung fördern die Genesung.

PTBS – Seelische Verletzungen, die krank machen

Wohl jeder Mensch hat schon sehr belastende Situationen erlebt. Manche hinterlassen kaum Spuren, andere wirken noch lange nach. Wenn das Erlebte jedoch so überwältigend war, dass es das Gefühl von Sicherheit und Selbstkontrolle dauerhaft erschüttert hat, kann sich eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Dabei werden durch ähnliche Situationen alte Gefühle reaktiviert, die nur schwer oder gar nicht kontrolliert werden können, was in der Folge unter anderem zu Vermeidungsverhalten, emotionaler Taubheit etc. führen kann. Schätzungen gehen davon aus, dass 2 bis 3 Prozent der Deutschen einmal in ihrem Leben an einer PTBS erkranken.

Wer ist von posttraumatischen Belastungsstörungen betroffen?

Zahlreiche Ereignisse können eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) auslösen – darunter Verkehrsunfälle, Naturkatastrophen, körperliche oder sexuelle Gewalt, Krieg, Folter oder schwere medizinische Eingriffe.

Welche Ursachen hat PTBS?

Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine Reaktion auf ein belastendes Ereignis, das als außergewöhnlich bedrohlich oder katastrophal erlebt wird und mit intensiver Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen einhergeht. Dabei kann es sich um einmalige, anhaltende oder wiederholte Ereignisse handeln. Damit unterscheidet sich die PTBS von anderen stressbezogenen Störungen wie der Anpassungsstörung – hier liegt ebenfalls ein belastendes Lebensereignis vor (z. B. Trennung, Arbeitsplatzverlust), das aber nicht die Kriterien eines Traumas im engeren Sinne erfüllt.

Traumatische Ereignisse als Auslöser

Es gibt verschiedene Arten von Traumata, die eine PTBS auslösen können. Nicht immer ist es erforderlich, dass die Erlebnisse der traumatisierten Person selbst widerfahren. Auch als Augenzeuge oder Helfer kann man eine posttraumatische Störung ausbilden. Typische Auslöser und Ursachen sind:

  • Krieg, Vertreibung, Flucht, Terroranschlag
  • Gewalterfahrungen durch Folter, Überfall oder sexuellen Missbrauch
  • Unfälle wie zum Beispiel im Straßenverkehr
  • Katastrophen wie Erdbeben, Feuer, Überschwemmungen, Flugzeugabsturz
  • Medizinische Notfälle oder Erkrankungen (auch nahestehender Personen)

Entstehung einer PTBS

Wie genau eine PTBS entsteht, ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass die mit dem Erlebnis verbundenen Gefühle von Angst, Hilflosigkeit und Überforderung das Verständnis vom eigenen Selbst und der Welt derart erschüttern, dass dadurch die psychische Störung ausgelöst wird. Neuere Studien zeigen, dass auch die individuellen genetischen Voraussetzungen einen Einfluss haben können.2

Wie wird eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert?

Die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfolgt – wie bei vielen psychischen Erkrankungen – klinisch durch eine ausführliche Anamnese. Fachärzte oder Psychotherapeuten erheben dabei Informationen zu den aktuellen Beschwerden, möglichen traumatischen Auslösern sowie zur sozialen und beruflichen Situation der betroffenen Person. Ergänzend kommen häufig strukturierte Interviews oder Fragebögen zum Einsatz, zum Beispiel die Clinician-Administered PTSD Scale (CAPS) oder die PTSD Checklist (PCL)3.

Laut den gängigen Klassifikationssystemen (z. B. ICD-10 oder DSM-5) darf die Diagnose erst gestellt werden, wenn die Symptome länger als vier Wochen anhalten und zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Alltags führen. Zuvor wird in der Regel von einer akuten Belastungsreaktion oder einer akuten Belastungsstörung gesprochen.

Wie wird PTBS behandelt?

Wenn ein Trauma so schwerwiegend war, dass es auch lange nach dem Ereignis zu starken Belastungen führt, kann dies bei den Betroffenen Gefühle von Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Hoffnungslosigkeit verstärken. Die gute Nachricht: Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist behandelbar – vor allem durch gezielte Psychotherapie.

Psychotherapie/Verhaltenstherapie

Die wirksamste Behandlungsmethode bei PTBS ist die traumafokussierte Psychotherapie. Besonders gut belegt ist die kognitive Verhaltenstherapie mit traumafokussierten Elementen, die unter anderem auf imaginativer Konfrontation (Exposition) und der Veränderung belastender Gedankenmuster basiert. Studien zeigen, dass diese Therapieform auch in der klinischen Praxis sehr wirksam ist. 4

Ebenfalls wissenschaftlich gut abgesichert ist die EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing).5 Dabei wird die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen durch vom Therapeuten gelenkte, kontrollierte Augenbewegungen unterstützt. Viele Betroffene berichten von einer spürbaren Entlastung nach mehreren Sitzungen.

Medikamente

Medikamente können unterstützend eingesetzt werden, etwa um starke Angst, Schlafstörungen oder depressive Symptome zu lindern. Eine alleinige medikamentöse Behandlung gilt jedoch nicht als ausreichend. Bisher gibt es kein Medikament, das die Entstehung von PTBS sicher verhindert oder die Erkrankung ohne begleitende Psychotherapie heilen kann.

Einige Wirkstoffe – wie etwa Propranolol, ein Betablocker – werden in aktuellen Studien im Zusammenhang mit der Abschwächung der emotionalen Erinnerung an traumatische Ereignisse untersucht.6 Solche Ansätze befinden sich jedoch noch in der Forschung und sind nicht Bestandteil der regulären Therapieempfehlungen.

Alltagsgestaltung mit / trotz PTBS

Zu den wichtigsten Tipps für den Alltag mit posttraumatischer Belastungsstörung gehört, ein gut strukturiertes, Sicherheit vermittelndes Umfeld zu schaffen. Unterstützung durch Familie und Freunde ist dabei genauso wichtig wie alltägliche Routinen. Selbstfürsorge und Entspannungstechniken können zusätzlich helfen, um Stress abzubauen und belastende Symptome zu verringern. Auch körperliche Aktivitäten und Sport können eine sinnvolle Ergänzung zur Therapie sein.

Welche langfristigen Auswirkungen können posttraumatische Belastungsstörungen haben?

Symptome können sich auch ohne Therapie bessern, allerdings schafft es nicht jeder Betroffene, das traumatische Ereignis allein zu verarbeiten. Menschen, die unter einer PTBS leiden, müssen mit starken Einbußen bei der Leistungsfähigkeit im Alltag rechnen. Häufig kommt es zu Folgeerkrankungen wie Depressionen, Suchterkrankungen, Essstörungen oder Psychosen. In schweren Fällen mündet die Krankheit in einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit. Auch Suizidgedanken und -versuche sind möglich.

Hilfe bei PTBS finden

Hilfe erhalten Betroffene bei verschiedenen Anlaufstellen. Die erste Adresse ist meist der eigene Hausarzt. Weitere Hilfsangebote bieten:

Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie

Therapeuten mit traumatherapeutischer Ausbildung

Kliniken für Traumatherapie

Telefonseelsorge, Tel. 0800 111 0 111 bzw. 0800 111 0 222

Weisser Ring für Opfer von Straftaten, Tel. 116 006

Traumahotline der Bundeswehr (auch für Angehörige) 0800 588 7957

Häufige Fragen zum Thema „PTBS“

Ja – PTBS kann als schwere psychische Erkrankung eingestuft werden. Patienten erleben stark belastende Symptome wie Flashbacks, Schlafstörungen, Reizbarkeit und emotionale Taubheit, die das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen können.

Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Sucht. Besonders bei chronischem Verlauf und ohne Behandlung können die Beschwerden langfristig zu deutlichen Einschränkungen in Beruf, Beziehungen und Alltag führen.

PTBS ist in vielen Fällen gut behandelbar. Entscheidend ist, dass Betroffene sich frühzeitig in fachkundige psychotherapeutische Begleitung begeben. In der traumafokussierten Psychotherapie lernen sie, das Erlebte schrittweise zu verarbeiten und die belastenden Symptome zu reduzieren. Für viele reicht eine ambulante Behandlung aus – ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik ist in der Regel nur bei schweren oder komplexen Verläufen notwendig. Langfristig ist für viele Betroffene ein stabiles, lebenswertes Leben möglich – auch wenn nicht in allen Fällen vollständige Symptomfreiheit erreicht wird.

Nein, eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist nicht mit einer Depression gleichzusetzen. Beide gehören zwar zu den psychischen Erkrankungen und können ähnliche Symptome zeigen – etwa niedergestimmte Stimmung, sozialen Rückzug oder emotionale Abgestumpftheit. Dennoch handelt es sich um unterschiedliche Krankheitsbilder mit eigenen Ursachen, Diagnosekriterien und Behandlungsansätzen.

PTBS entsteht infolge eines traumatischen Ereignisses und ist durch Symptome wie Flashbacks, Vermeidung, Übererregung und ein anhaltendes Wiedererleben des Traumas gekennzeichnet. Depressionen hingegen können ganz unterschiedliche Auslöser haben – nicht zwingend ein Trauma.

Allerdings treten Depressionen häufig als Begleiterkrankung (Komorbidität) bei PTBS auf. In solchen Fällen spricht man nicht von einer „posttraumatischen Depression“ als eigene Diagnose, sondern von einer komorbiden depressiven Störung im Rahmen der PTBS. Eine differenzierte Diagnostik ist wichtig, da Behandlung und Verlauf beider Störungen unterschiedlich sind – auch wenn sie sich teilweise überschneiden.

1 World Health Organization „Post-traumatic stress disorder”, 27. Mai 2024, https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/post-traumatic-stress-disorder (Datum des Zugriffs: 26.03.2025)

2 Nievergelt, C.M., Maihofer, A.X., Atkinson, E.G. et al. Genome-wide association analyses identify 95 risk loci and provide insights into the neurobiology of post-traumatic stress disorder. Nat Genet. 2024 May; 56(5): 792–808. doi:10.1038/s41588-024-01707-9, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38637617/ (Datum des Zugriffs: 26.03.2025)

3 Zentrum für Psychotraumatologie Hamburg. „LEC-5“ https://www.zep-hh.de/files/zep/pdf/PCL-5-with-LEC_German.pdf (Letzter Abruf: 26.03.25)

4 Krüger-Gottschalk A, Kuck ST, Dyer A, Alpers GW, Pittig A, Morina N, Ehring T. Effectiveness in routine care: trauma-focused treatment for PTSD. Eur J Psychotraumatol. 2025 Dec;16(1):2452680. doi: 10.1080/20008066.2025.2452680. Epub 2025 Feb 13. PMID: 39943882; PMCID: PMC11827035, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39943882/ (Datum des Zugriffs: 26.03.2025)

5 Chew TR, Yeo TM, Teo JYC, Seah CWA, Soh CSQ, Meng J, Wang W. Effectiveness of psychological interventions in reducing post-traumatic stress among post-myocardial infarction patients: a systematic review and meta-analysis. Eur J Cardiovasc Nurs. 2025 Jan 31:zvae179. doi: 10.1093/eurjcn/zvae179. Epub ahead of print. PMID: 39888651, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39888651/ (Datum des Zugriffs: 26.03.2025)

6 Li H, Zhang Z, Yang S, Zhu G. Systematic review and meta-analysis of propranolol in the prevention and treatment of post-traumatic stress disorder. Front Pharmacol. 2025 Jan 29;16:1545493. doi: 10.3389/fphar.2025.1545493. PMID: 39944616; PMCID: PMC11814184, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39944616/ (Datum des Zugriffs: 26.03.2025)

Unsere leicht verständlich aufbereiteten Inhalte dienen lediglich der Information. Sie können und dürfen niemals eine ärztliche oder therapeutische Diagnostik, Beratung und Behandlung ersetzen. Wenden Sie sich bei Beschwerden bitte an Ihren Arzt. Alle Inhalte wurden gewissenhaft recherchiert, dennoch können wir aufgrund der Fülle der hier behandelten Themen keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Die auf unseren Seiten aufgeführten Hilfsangebote stellen lediglich eine Auswahl dar. Wir geben keine Empfehlungen. Gerne können Sie uns für die Aufnahme weiterer, offizieller Hilfestellen kontaktieren. Wir prüfen dann, ob wir diese aufnehmen können.