Welche Arten von Zwangsstörungen gibt es?
Das gemeinsame Element von Zwangserkrankungen sind wiederkehrende, nicht kontrollierbare Gedanken und Handlungsimpulse. Wie genau sich diese äußern, kann ganz unterschiedlich sein. Nachfolgend werden einige häufig vorkommende Arten von Zwangsstörungen vorgestellt. Die Liste ist jedoch nicht erschöpfend, da Zwangsgedanken und -handlungen sehr individuell sein können.
Weil Betroffene sich stark vor Schmutz, Bakterien oder Keimen ekeln, müssen sie sich wiederkehrend intensiv waschen bzw. vermeintlich kontaminierte Gegenstände reinigen.
Um eine durch Unachtsamkeit verursachte Katastrophe zu verhindern, müssen Betroffene wiederkehrend potenzielle Gefahrenquellen kontrollieren – zum Beispiel, ob der Herd ausgeschaltet oder die Tür verschlossen ist.
Wer unter einem Wiederholzwang leidet, muss bestimmte Tätigkeiten immer in einer konkreten Anzahl durchführen bzw. wiederholen. Oft ist damit die Befürchtung verknüpft, dass nur die Durchführung in der konkreten Anzahl ein Unglück (z. B. Tod eines nahestehenden Menschen) verhindern kann.
Personen mit Zählzwang müssen bestimmte Gegenstände (z. B. Pflastersteine oder Bücher) wiederholt zählen, wann immer sie diese sehen. Anders als bei vielen anderen Zwängen gibt es für den Zählzwang oft keinen eindeutigen Grund. Unterbleibt die Zwangshandlung, fühlen Betroffene sich sehr unwohl.
Liegt ein Ordnungs- oder Sortierzwang vor, müssen Betroffene sich an selbst auferlegte (und im Regelfall sehr strenge) Ordnungsvorgaben halten bzw. Dinge nach bestimmten Regeln sortieren. Anderenfalls entsteht ein starkes Unwohlsein.
Waschzwang, Sortierzwang und Co. gehören zu den häufigsten und bekanntesten Arten von Zwangsstörungen, bilden aber nur einen Bruchteil der möglichen Varianten ab. Tatsächlich gibt es sehr viel mehr Arten von Zwangsstörungen.2 Die zahlreichen Subtypen können in verschiedene Kategorien zusammengefasst werden. Häufig existieren insbesondere für Subtypen nur englischsprachige Bezeichnungen ohne deutsche Entsprechungen. Beispiele sind False-Memory-OCD (Überzeugung, eine schlimme Tat begangen zu haben, ohne sich daran erinnern zu können) oder Hyperawareness-OCD (überbewusste Wahrnehmung von normalerweise unbewussten Körpervorgängen wie Schucken oder Atmen).
Nicht immer gehen Zwangsgedanken und -handlungen Hand in Hand. Teilweise existieren zwanghaft wiederkehrende Gedanken auch unabhängig von der Ausführung bestimmter Handlungen. Oft haben diese zum Beispiel aggressive, rassistische oder auch sexuell von der Norm abweichende Inhalte.