Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR)

 

Viele Menschen, die unter körperlichen Erkrankungen leiden, sind zusätzlich von einer oder mehreren psychischen Störungen betroffen. Diese können langfristig zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands und einer geringeren Lebensqualität führen. Deshalb wurde die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR) entwickelt, die sich an Patienten mit somatischen Grunderkrankungen und psychischen Begleiterkrankungen richtet.

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Bei welchen Erkrankungen kann man eine VOR-Reha durchführen?

Die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation ist indikationsübergreifend konzipiert. In ihrem Rahmenkonzept legt die Deutsche Rentenversicherung fest, dass alle Reha-relevanten Indikationsbereiche für eine VOR-Reha in Frage kommen.1 Dies schließt orthopädische, kardiologische und onkologische Grunderkrankungen ein. Bisher wird das Konzept jedoch in erster Linie im Bereich der Orthopädie angewendet. Grundsätzlich ist eine Behandlung aber bei folgenden Krankheiten und Beschwerden möglich:

Was unterscheidet eine verhaltensmedizinisch orientierte Reha von einer klassischen Reha?

Eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von einer klassischen Reha. Neben den indikationsspezifischen Reha-Leistungen stehen zwei weitere Schwerpunkte im Fokus: Psychotherapie und Bewegungstherapie. Zudem wird die VOR-Reha in einer geschlossenen Gruppe von 8 bis 12 Patienten (Kerngruppe) durchgeführt. Diese Kerngruppe beginnt und beendet die Rehabilitation gemeinsam und wird häufig sogar auf derselben Station untergebracht. Weitere Kernelemente der VOR-Reha:

  • Interdisziplinäre Aufnahme (ärztlich und psychotherapeutisch)
  • Intensives psychologisches Gruppenkonzept (abhängig von der Indikation) mit Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und zur Reflexion
  • Regelmäßige psychologische Einzelgespräche
  • Entspannungstrainings
  • Bewegungstherapeutisches Kernangebot
  • Gegebenenfalls weitere therapeutische Angebote (z. B. Kunst- und Kreativtherapie, Ergotherapie)

Welche Vorteile hat eine VOR gegenüber einer „normalen“ Reha?

Egal, ob es sich um eine verhaltensmedizinische orthopädische Rehabilitation oder eine verhaltensmedizinische kardiologische Rehabilitation handelt – der psychosoziale Ansatz der VOR-Reha bietet im Vergleich zur klassischen Reha insbesondere für Patienten, die starken beruflichen und/oder privaten Belastungen ausgesetzt sind und unter psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen leiden, zahlreiche Vorteile:

  • Psychische Begleiterkrankungen werden in die Therapie integriert.
  • Das Gruppenkonzept kann sozialen Rückzug aufbrechen.
  • Die Rehabilitation dauert häufig länger, um nachhaltige Effekte zu erzielen.
  • Bewegungstherapeutische und psychologische Einzelgespräche bieten individuelle Hilfestellung.

Wie läuft eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation ab?

Die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation in Kliniken beginnt immer mit einer interdisziplinären Aufnahme (ärztlich und psychotherapeutisch). Im Anschluss erhält jeder Patient einen individuellen Therapieplan, der aus verpflichtenden Angeboten in der Bezugsgruppe sowie aus individuell abgestimmten Maßnahmen besteht.

Wo und wie beantragt man eine solche verhaltensmedizinisch orientierte Reha?

Wer anstelle einer klassischen medizinischen Rehabilitation beispielsweise eine verhaltensmedizinische orthopädische Rehabilitation in Anspruch nehmen möchte, sollte sich zunächst an den eigenen Hausarzt oder den behandelnden Orthopäden wenden. Diese unterstützen bei der Zusammenstellung aller erforderlichen Befunde und Unterlagen, die für die Antragstellung notwendig sind.

Der Antrag wird in der Regel beim Kostenträger, meistens der Deutschen Rentenversicherung, eingereicht. In bestimmten Fällen kann auch die Krankenkasse oder ein anderer Träger (z. B. Berufsgenossenschaften)

Wie geht es nach der VOR-Reha weiter?

Da psychische Begleiterkrankungen innerhalb einer vierwöchigen Rehabilitation in der Regel nicht vollständig behandelt werden können, wird den Rehabilitanden empfohlen, nach der VOR-Reha eine ambulante Psychotherapie aufzunehmen. Zusätzlich stehen je nach Bedarf spezielle Programme der Reha-Nachsorge zur Verfügung, um den Therapieerfolg langfristig zu sichern. Diese Programme können ambulant in wohnortnahen Einrichtungen durchgeführt werden und sind speziell darauf ausgerichtet, den Übergang in den Alltag zu erleichtern und Rückfälle zu vermeiden.

  • IRENA (Intensivierte Rehabilitationsnachsorge): Für verschiedene Indikationen, mit einem Fokus auf physische und psychische Stabilisierung.
  • T-RENA (Trainingstherapeutische Rehabilitationsnachsorge): Speziell für orthopädische Patienten, die gezieltes Training zur Stärkung der Muskulatur und Beweglichkeit benötigen.
  • Psy-RENA (Psychosomatische Rehabilitationsnachsorge): Für Patienten mit psychischen oder psychosomatischen Symptomen, bietet Gruppentherapien zur weiteren Stabilisierung an.

Häufige Fragen

 

Eine VOR-Reha (verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation) wird nur bewilligt, wenn neben einer somatischen Indikation auch eine psychische Erkrankung besteht. Diese muss im Idealfall vor der Antragstellung diagnostiziert sein. Wurde die psychische Erkrankung noch nicht offiziell diagnostiziert und liegt zusätzlich zur somatischen Funktionsstörung eine berufliche Problemlage vor, empfiehlt der Kostenträger in der Regel eine medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR). Wenn die psychischen Belastungen und Symptome die Hauptdiagnose darstellen, ist eine psychosomatisch-psychotherapeutische Rehabilitation besser geeignet, da sie speziell auf diese Problematik ausgerichtet ist.

 

Chronische Schmerzen treten häufig in Zusammenhang mit orthopädischen Erkrankungen auf, beispielsweise bei Rückenschmerzen oder Beschwerden im Schulter-Nacken-Bereich. Wenn zusätzlich eine psychische Erkrankung wie eine Depression oder eine Angststörung vorliegt, ist eine verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR) besonders empfehlenswert – insbesondere auch deshalb, weil Elemente wie beispielsweise Schmerzkompetenztrainings hier fest ins Therapieangebot integriert sind.

 

Die verhaltensmedizinisch orientierte Reha dauert länger als eine Anschlussheilbehandlung oder eine medizinische Rehabilitation. Die Maßnahme wird normalerweise für 4 Wochen bewilligt und umfasst 28 bzw. 29 Behandlungstage. In bestimmten Fällen ist eine Verlängerung möglich.

 

Ob eine verhaltensmedizinische Rehabilitation mehr bringt als eine klassische Reha, lässt sich nicht pauschal beantworten. Während die Studienlage in der Orthopädie bereits recht ausgeprägt ist, befinden sich systematische Erkenntnisse für Erfolge bei kardiologischen Erkrankungen bislang noch in der Umsetzung. Erste Untersuchungen bestätigen jedoch auch hier die Wirksamkeit.2

 

Die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation wird ausschließlich stationär durchgeführt. Ein Kernelement des Behandlungskonzepts ist die Bildung einer festen Behandlungsgruppe, welche die verschiedenen therapeutischen Maßnahmen, beispielsweise Entspannungstraining, Bewegungstherapie oder Psychoedukation, gemeinsam absolviert. Die stationäre Unterbringung ermöglicht nicht nur eine intensive Betreuung, sondern fördert auch den Gruppenzusammenhalt und die Reflexion innerhalb der Gruppe, was zum Therapieerfolg beitragen kann. In einem ambulanten Setting wäre dies nur schwer umzusetzen.

 

Kliniken, die eine verhaltensmedizinisch orientierte Reha anbieten wollen, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Neben den Räumlichkeiten betrifft dies vor allem personellen Anforderungen und Qualifikationen des Ärzte- und Psychologenteams. Nur Kliniken, die den vorgeschriebenen Anforderungen genügen, dürfen diese Maßnahme anbieten. Über das Wunsch- und Wahlrecht können Patienten mitbestimmen, wo sie die Behandlung durchführen möchten. Voraussetzung ist, dass die Klinik die entsprechenden Anforderungen erfüllt.

1 Deutsche Rentenversicherung „Verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation. Rahmenkonzept der Deutschen Rentenversicherung für die verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation (VOR), https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/infos_reha_einrichtungen/Rahmenkonzept_VOR.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (Datum des Zugriffs: 26.11.2024)

2 Benninghoven, Dieter et al. „Implementierung einer Verhaltensmedizinisch Orientierten Rehabilitation in der Kardiologie“, In: Psychother Psychosom Med Psychol 2022; 72(09/10): 429-437, DOI: 10.1055/a-1749-6379, https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1749-6379 (Datum des Zugriffs: 26.11.2024)

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