Welche Ursachen hat ADHS?
Die Ursachen für die Störung sind noch nicht eindeutig geklärt. Aktuell geht die Wissenschaft davon aus, dass Veränderungen in der Funktionsweise des Gehirns vorliegen, die sehr komplex sind. Ursachen dafür sind genetische Prädispositionen sowie Umwelteinflüsse während Schwangerschaft, Geburt und Entwicklung des Kindes.13
Erbliche Einflüsse werden als ein wichtiger Faktor in der Entstehung einer ADHS betrachtet. Dies hat sich auch in Zwillingsstudien bestätigt. An der ADHS sind verschiedene, miteinander interagierende Genvarianten beteiligt. Allerdings ist der genetische Faktor nur einer von vielen Einflussfaktoren.
Grundsätzlich ist die Erforschung des Einflusses von Umweltfaktoren auf die Entwicklung einer ADHS mit einigen Schwierigkeiten verbunden, schließlich spielen Interaktionen mit genetischen Faktoren eine Rolle, die Dauer und Intensität von Expositionen, Verzögerungseffekte, Schwierigkeiten bei der Messung etc.
Nikotinkonsum und Passivrauchen in der Schwangerschaft können das Risiko einer ADHS und anderer Entwicklungsstörungen bei Kindern begünstigen. Gleiches gilt für Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Auch Umwelttoxine stehen im Verdacht, eine ADHS zu begünstigen.
Das soziale Umfeld von Kindern und Jugendlichen kann kein ADHS verursachen, wohl aber die Ausprägung und den Leidensdruck mitbestimmen. Frühe Erfahrungen von Vernachlässigung der grundlegenden Bedürfnisse können eine Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung begünstigen, insbesondere, wenn diese stark ausgeprägt und langanhaltend sind. Familiäre Probleme bzw. Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung können Symptome begünstigen oder verstärken. Hier stellt sich die Henne-Ei-Frage: Ist das kindliche ADHS-Verhalten eine Reaktion auf die dysfunktionale Umwelt oder ist das dysfunktionale Verhalten beispielsweise der Eltern eine Reaktion auf Entwicklungs- und Verhaltensstörungen, die durch eine genetisch begünstigte ADHS entstehen?
Studien zeigen, dass eine komplexe Wechselwirkung zwischen genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen besteht. Zum Beispiel können Umwelteinflüsse die Aktivität bestimmter Gene beeinflussen. Gleichzeitig kann eine genetische Veranlagung das Risiko erhöhen, auf bestimmte Umwelteinflüsse empfindlicher zu reagieren.
Es gibt Hinweise auf Unterschiede in Struktur und Funktionsweise des Gehirns von Kindern mit ADHS, allerdings ist noch unklar, ob diese Ursache oder Folge der Symptome sind. Die Vermutung, dass bei ADHS bestimmte Neurotransmittersysteme im Gehirn eine wichtige Rolle spielen könnten, wird nicht nur durch Studien mit Tieren bestätigt, sondern auch durch die Wirkung von Psychostimulanzien bei Menschen mit ADHS. Neurotransmittersysteme beeinflussen Gehirnregionen, die Bewegungen steuern, die Aufmerksamkeit lenken und komplexe Denkprozesse ausführen. Eine wichtige Rolle spielen die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin.